Jedes Gericht müsse dieses Recht anerkennen!

28. September 2015 in Aktuelles


Papst Franziskus verteidigte bei "fliegender Pressekonferenz" das grundsätzliche Recht auf Gewissensvorbehalt und stellt sich hinter die US-Standesbeamtin Kim Davis


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat sich bei der "fliegender Pressekonferenz" auf der Rückreise klar zum grundsätzlichen Recht auf Gewissensvorbehalt bekannt. Gegenüber der Frage eines Journalisten, der den Fall der US-Standesbeamtin Kim Davis vorbrachte, die die Durchführung einer homosexuellen Eheschließung aus Gewissensgründen verweigerte, betonte der Papst das grundsätzliche Recht auf Gewissensvorbehalt. Jedes Gericht müsse dieses Recht anerkennen, andernfalls würde dem Betroffenen ein Menschenrecht verweigert. "Es ist ein Recht, und wenn wir Frieden wollen, müssen alle Rechte respektiert werden."

Franziskus verwies auf den altfranzösischen Heldenepos des Rolandsliedes, bei dem Muslime aufgereiht wurden und zwischen der Enthauptung oder der christlichen Taufe zu entscheiden hatten. Selbst wenn das Beispiel gegen das Christentum spreche: Auch hier habe das Recht des Gewissensvorbehalts eindeutig gefehlt.

Missbrauch ein "Sakrileg"

"Fast ein Sakrileg" sind für den Papst die in den letzten Jahren bekannt gewordenen Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester, die eine "große Prüfung" für die Kirche seien. Die Tragweite dieser Vergehen gingen weit über das tatsächlich zugefügte Leid hinaus: "Wir wissen, dass es in vielen Bereichen, etwa im familiären Umfeld oder in Schulen, zu Fällen von sexuellem Missbrauch kommt, aber wenn ein Priester einen solchen Missbrauch begeht, dann ist das besonders schwerwiegend." Involvierte Priester hätten ihre Berufung verraten, die ihnen anvertrauten Kinder oder Jugendlichen im Glauben und zum Guten hin reifen zu lassen. Franziskus weiter: "Schuldig sind auch diejenigen, die diese Dinge gedeckt haben, darunter auch einige Bischöfe. Das ist etwas ausgesprochen Hässliches."

Er wisse, dass viele Missbrauchsopfer Schwierigkeiten hätten, ihren früheren Peinigern zu vergeben, fuhr Papst Franziskus fort. Er bete für sie und versuche nicht unbedingt, ihnen in dieser Angelegenheit zuzureden.

Im Fall einer Frau, die vom Missbrauch ihrer Tochter durch einen Priester erfahren hatte, daraufhin den Glauben verloren und als Atheistin gestorben sei, erklärte der Papst, er könne sie verstehen - "und Gott, der besser ist als ich, versteht sie auch. Ich bin sicher, dass Gott diese Frau bei sich aufgenommen hat, denn das, was hier missbraucht und zerrüttet wurde, war ihr eigenes Fleisch, das ihrer Tochter". An Gott könne man sich dennoch immer wenden, denn er sei "ein Weltmeister für das Suchen nach Lösungswegen".

Intensiv beschäftigt den Papst auch die Frage nach dem Umgang mit den Tätern. Wenn jemandem sein Verbrechen bewusst sei und er dennoch nicht um Vergebung bitte, so verschließe er sich damit selbst davor, von Gott die Vergebung zu erhalten, betonte Franziskus. Aus Sicht des Glaubens könne man hier nur dafür beten, "dass Gott die verschlossene Tür öffnet". Das sei auch der Grund dafür, dass Menschen ihr Leben mitunter "hart, schlecht und ohne Gottes Zärtlichkeit" beendeten, so der Papst.

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