Erzbischof Heiner Koch: Gespräch mit Pegida war Irrtum

17. September 2015 in Deutschland


Zukünftiger Berliner Erzbischof: Anfangs hätten der damalige Landesbischof Bohl und er selbst noch versucht, mit Pegida-Vertretern zu reden. Ziel sei gewesen, zu verhindern, «dass die Bewegung sich radikalisiert und gewalttätig wird».


Bonn/Berlin (kath.net/KNA) Der neue Berliner Erzbischof Heiner Koch (Foto) sieht keinen Sinn mehr in Gesprächen mit der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung. Anfangs hätten Sachsens damaliger evangelischer Landesbischof Jochen Bohl und er selbst noch versucht, mit Pegida-Vertretern zu reden, sagte der bisherige Bischof von Dresden-Meißen in einem Interview der «Zeit»-Beilage «Christ und Welt» (Donnerstag). Ziel sei gewesen, zu verhindern, «dass die Bewegung sich radikalisiert und gewalttätig wird». Außerdem hätten beide Bischöfe «zwischen dem Staat und den Menschen auf der Straße vermitteln» wollen. Sie hätten geglaubt, dass Pegida den Dialog wolle. «Das war ein Irrtum», betonte Koch.

Der Erzbischof warf den Pegida-Demonstranten auch vor, das Christentum zu instrumentalisieren. Als sie Weihnachtslieder gesungen hätten, sei es «weder um Gott noch um Weihnachten oder um den Glauben gegangen». «Die Situation war bizarr», erinnerte sich Koch. «Die meisten kannten kaum die zweite Strophe der Lieder, die sie sangen.» Dies habe ihm «das Drama der Heimatlosigkeit dieser Menschen vor Augen geführt».

Koch berichtete, dass er wegen seiner Kritik auch selbst Zorn auf sich gezogen habe: «Spätabends standen aufgebrachte Sympathisanten von Pegida, die von sich als Christen sprachen, vor meiner Tür und beschimpften mich». Deren Wortwahl sei «eine klare Grenzüberschreitung» gewesen.

KTV-Interview mit Bischof Heiner Koch im Juni 2013 (Interviewer: Georg Dietlein)


kath.net-Video: Bischof Heiner Koch (Dresden-Meißen) über Nightfever und über die Minderheitensituation der Christen/Katholiken im Bistum Dresden-Meißen


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Foto Erzbischof Koch © Bistum Dresden/M. Kasiske


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