Papst: Wenn Kinder fehlen, kommen Flüchtlinge

14. September 2015 in Aktuelles


Franziskus äußert in einem Interview Sorge, dass mit den Flüchtlingen Extremisten nach Europa gelangen könnten. '400 Kilometer von Sizilien entfernt haben wir eine Terrormiliz'


Lissabon (kath.net/KNA) Der massenhafte Zuzug von Flüchtlingen ist nach Auffassung von Papst Franziskus auch eine Folge der Überalterung Europas. «Wenn ein Land keine Kinder hat, kommen Einwanderer und übernehmen ihren Platz», sagte der Papst in einem Interview des portugiesischen Senders Radio Renascenca (Montag). In manchen europäischen Ländern wie Italien, Portugal und Spanien gehe die Geburtenrate gegen Null. Wo es einen «Leerraum» gebe, versuchten Menschen, ihn zu füllen, so der Papst.

Schuld an der Entwicklung sei eine «Wohlstandskultur», in der Ehepaare Reisen oder Anschaffungen den Vorrang vor Kindern gäben, sagte Franziskus. Europas größte Herausforderung sei es, «wieder eine Mutter Europa zu sein», nicht eine «Großmutter Europa». Als positive Beispiele verwies der Papst auf Albanien sowie Bosnien und Herzegowina. Dies seien junge Länder, die sich nach einem Krieg wieder aufbauten.

Sorge äußerte Franziskus darüber, dass mit den Flüchtlingen Extremisten nach Europa gelangen könnten. «400 Kilometer von Sizilien entfernt haben wir eine unglaublich grausame Terrormiliz», sagte der Papst. «Es besteht die Gefahr der Infiltration.» Auch Rom sei nicht immun gegen die Bedrohung. Dennoch meinte er: «Wenn ein Flüchtling kommt, müssen wir ihn unbeschadet aller Sicherheitsmaßnahmen aufnehmen. Das ist ein Gebot der Bibel», sagte Franziskus.

Zugleich präzisierte er seine Forderung, jede Pfarrei und jedes Kloster solle eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. Es gehe nicht darum, sie ins Pfarrhaus einzuquartieren, aber jede Gemeinde solle schauen, ob sich nicht «ein Ort oder ein Winkel in einer Schule» als Unterkunft nutzen lasse oder ob man gegebenenfalls eine kleine Wohnung mieten könne. Entscheidend sei, dass die Familien «ein Dach über dem Kopf bekommen, willkommen geheißen und in die Gemeinschaft integriert werden».

Ein ähnlicher Appell vor zwei Jahren an Ordenshäuser fand mäßige Resonanz, gestand Franziskus. Nach seinen Worten erhielt er auf seinen Aufruf vier Angebote, eines davon von Jesuiten. «Gut gemacht, Jesuiten!», frozzelte der Papst, der selbst Jesuit ist.

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