Der Allerchristlichste Kaiser

11. September 2015 in Chronik


Franz Beckenbauer ist religiös durchaus musikalisch. Und seine Begegnung mit Benedikt XVI. bezeichnete er als «Höhepunkt in meinem Leben». Von Bernd Buchner (KNA)


München (kath.net/KNA) Kaiser gibt es eigentlich nur noch in Geschichtsbüchern. Dass der Ehrentitel in Deutschland einem Fußballer zukommt, hat mit der besonderen Persönlichkeit von Franz Beckenbauer (Foto) zu tun. Der geniale Ballzauberer, Weltmeister als Spieler und Trainer, gilt seit Jahrzehnten als Lichtgestalt des Sports. «Kaiser Franz» ist von einer Leichtigkeit umgeben, die vieles abprallen lässt, etwa die Korruptionsvorwürfe wegen der Vergabe der WM 2006, die ihn aber auch über Schicksalsschläge wie jüngst den Tod von Sohn Stephan hinwegkommen lässt.

Diese Leichtigkeit hat mit seiner «Schau'n mer mal»-Mentalität ebenso zu tun wie mit den Wurzeln des ehemaligen Messdieners aus München-Giesing. Beckenbauer, der in Ehren ergraut am Freitag 70 Jahre alt wird, ist religiös durchaus musikalisch. Analog zum einstigen französischen Königstitel ließe er sich als «Allerchristlichster Kaiser» ansprechen - auch wenn er nicht frei von Sünden sein mag und einst demütig einräumte: «Ich bin ja von Haus aus ein gläubiger Mensch, aber beim regelmäßigen Kirchengang hatte ich geschludert.» Und nicht nur dort.

Zurück auf den Pfad der Tugend brachte ihn ein anderer berühmter Deutscher: Joseph Ratzinger, der 2005 als Benedikt XVI. auf den Papstthron rückte. Der Papst habe ihn inspiriert, sich wieder stärker für die Kirche zu interessieren, bekannte Beckenbauer. Die Begegnung mit Benedikt im Oktober 2005 im Vatikan bezeichnete er als «Höhepunkt in meinem Leben». Das Kirchenoberhaupt strahle eine «unglaubliche Würde und Ruhe» aus und sei darüber hinaus noch fußballinteressiert, wunderte sich der «Kaiser» danach.

In dem Band «Prominente über den Papst», herausgegeben 2012 vom einstigen Papstsekretär Georg Gänswein, schilderte Katholik Beckenbauer, wie ihn die Begegnung mit Benedikt XVI. persönlich verändert habe. Er gehe häufiger zur Kirche, zudem bete er jeden Tag das «Vater unser», daraus schöpfe er Kraft und Stärke. Als der Papst im Jahr darauf überraschend zurücktrat, bekannte der weltbekannte Sportsmann: «Das ist schade für die katholische Kirche. Für mich war er der beste Papst, den ich erlebt habe. Ich schätze ihn sehr.» Ein Foto von der Begegnung im Vatikan führe er stets mit sich.

Über den gegenwärtigen Papst hat sich Beckenbauer noch nicht geäußert. Jorge Mario Bergoglio kommt aus Argentinien, das im WM-Finale 1990 den vom «Kaiser» trainierten Deutschen unterlag - ausgerechnet in Rom, wo einst die Cäsaren gekrönt wurden, also die Kaiser. Als sich Bergoglio nach seiner Kür vor zwei Jahren den Namen «Franziskus» gab, glaubte mancher Sportsfreund prompt, er habe sich nach dem «Kaiser» benannt. «Mehr kann man nicht verlangen als Fußballfan», lautete ein Kommentar im Netz.

1990 hatte Beckenbauer übrigens einen eigenen WM-Pfarrer mit nach Italien genommen. Noch heute heißt es, der deutsche Triumph gehe wesentlich auf Kapuzinerpater Matthias Doll zurück, der danach als Wallfahrtsseelsorger am Würzburger Käppele arbeitete. «Da kommt der Pater, der uns geholfen hat, Weltmeister zu werden», sagte Beckenbauer stets, wenn beide sich trafen. «Ich schätze seine Persönlichkeit sehr hoch», schwärmt der Mönch noch heute. Die Fußball-Legende sei überzeugt davon, Gutes tun zu müssen und setze dies auch ganz praktisch um. «Wenn jemand seinen Charakter nicht schult und einsetzt, hilft die ganze Frömmigkeit nichts.»

Einen ausgeprägten Hang zur Frömmigkeit hat der belesene, bisweilen auch tiefgründig argumentierende Beckenbauer wohl weniger. Im Zweifel würde ihn das aber nicht vor der Wahl zum Bundespräsidenten schützen - ebenso wenig wie manche amtskirchlich beäugte Fehltritte. Dreimal war der «Kaiser» verheiratet, seiner aktuellen Gattin kam er bei einer legendären FC-Bayern-Weihnachtsfeier näher, deren Folgen er später in die ebenso legendären Worte kleidete: «Der liebe Gott freut sich über jedes Kind.» Wenn der Allerchristlichste Kaiser das sagt, ist das so. Sein Geburtstag fällt übrigens auf den katholischen Gedenktag des heiligen Felix. Franz im Glück.

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Foto Franz Beckenbauer © Ralf Roletschek,Fahrradtechnik und Fotografie/Wikipedia
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