Orbán: Europa ist christlich, die meisten Flüchtlinge sind Muslime

5. September 2015 in Kommentar


Ungarischer Ministerpräsident: Wir werden von einer Völkerwanderung bedroht


Budapest/München (kath.net/idea) An die christlichen Wurzeln Europas hat der ungarische Ministerpräsident Victor Orbán (Budapest) in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Ausgabe 3. September) erinnert. Angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingskrise dürfe man nicht vergessen, „dass diejenigen, die hierherkommen, in einer anderen Religion erzogen wurden und Vertreter einer grundlegend anderen Kultur sind“. Die meisten seien keine Christen, sondern Muslime. „Das ist eine wichtige Frage, denn Europa und das Europäertum haben christliche Wurzeln“, schreibt der wegen seiner harten Haltung in der Flüchtlingsfrage umstrittene Politiker. Es sei besorgniserregend genug, dass christliche Werte in Europa ohnehin an Bedeutung verlören. Die gegenwärtige Lage sei viel mehr als nur eine Flüchtlingskrise: Europa werde von einer immer mehr anschwellenden neuzeitlichen Völkerwanderung bedroht. Verantwortlich dafür sei eine verfehlte Einwanderungspolitik der Europäischen Union: „Jeder europäische Politiker ist verantwortungslos, der Einwanderern Hoffnungen auf ein besseres Leben macht und dazu ermuntert, alles zurückzulassen, um unter Einsatz ihres Lebens in Richtung Europa aufzubrechen.“ Vordringlichste Aufgabe der EU müsse es sein, die Außengrenzen zu sichern. Es sei „ziemlich deprimierend, dass außer uns Ungarn – oder den Spaniern – niemand die Grenzen Europas beschützen will“, so Orbán. Wer überrannt werde, könne niemanden aufnehmen.

Bedford-Strohm weist Orbán-Kritik zurück

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), hat unterdessen die deutsche Haltung in der Flüchtlingsfrage gegenüber Kritik aus Ungarn verteidigt. Orbán hatte zuvor erklärt, die Krise sei keine europäische, sondern eine deutsche. Denn Deutschland habe mit seiner Sonderregelung für syrische Kriegsflüchtlinge diese „an den gedeckten Tisch“ eingeladen. Deutschland hat sich verpflichtet, Flüchtlinge aus Syrien nicht in ihr EU-Ersteinreiseland zurückzuschicken, wenn sie Asyl beantragen. „Politische Schuldzuweisungen helfen den Menschen in Not jetzt nicht. Ich bin dankbar dafür, dass die Humanität in Deutschland an erster Stelle steht“, sagte Bedford-Strohm der „Rheinischen Post“ (Düsseldorf). Die europäischen Länder müssten zusammenstehen, um im Herbst und Winter humanitäre Notsituationen zu verhindern. Der Ratsvorsitzende begrüßte ferner die jüngsten politischen Vorstöße zu einem deutschen Einwanderungsgesetz. Es stärke das hohe Gut des Asylrechts.


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