Drei nackte Frauen in evangelischer Kirche? Das ist Kunst!

5. September 2015 in Deutschland


„Hannoversche Allgemeine Zeitung“: „Das Publikum reagierte“, wohl ganz im Sinne der Künstlerin, „zunächst sprachlos“ - Direktorin der veranstaltenden Kestnergesellschaft lobt: Die Künstler haben sich „nicht von der Kirche instrumentalisieren“ lassen


Hannover (kath.net) Wenn drei nackte junge Frauen durch Hannovers Marktkirche laufen, dann ist das „Kunst“. Zumindest verstanden es offenbar die Künstler so, die zur diesjährigen Kestnerschau in eingeladen hatten. Die altehrwürdige Marktkirche ist eines der Wahrzeichen der Stadt Hannover, als die Predigtkirche des jeweiligen amtierenden Landesbischofes ist sie auch insgesamt für die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover von exponierterer Bedeutung.

Unter dem Titel „Die Dinge, das sind die anderen“ zeigten elf junge Künstler der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Werke. Der Beitrag von Lea Hageroth bestand darin, dass drei nackte Frauen durch die Kirche gingen, diese trugen nur spärliche maßgeschneiderte Orthesen (orthopädische Stützen). Das berichtete die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ und zeigte auch passend die Fotos der jungen Damen unter dem prachtvollen Hochaltar, der wohl um 1500 entstanden ist. Mit dieser Laufstegperformance wollte die Künstlerin Fragen nach Schönheit, Mode, Norm und Funktion wecken.

Die „Hannoversche Allgemeine“ berichtete dann wörtlich: „Das Publikum reagierte, wohl ganz im Sinne ihrer Schöpferin, zunächst sprachlos. Doch nicht die Nacktheit ließ im Vorfeld schon die Kirche zögern und dann am Mittwochabend viele Gäste erstarren. Vielmehr war es die Angst vor der Schaulust – noch dazu an einem sonst von beinahe ehrfürchtiger Zurückhaltung dominierten Raum wie der Marktkirche.“

Christina Végh, Direktorin der veranstaltenden Kestnergesellschaft, verbuchte es als „Erfolg für die jungen Kuratoren wie auch für die jungen Künstler, dass die präsentierte Kunst sich in ihrer Lebendigkeit und Eigenständigkeit“ zu behaupten vermöge und sich dabei „nicht von der Kirche instrumentalisieren lässt“, so die HAZ abschließend.

Gegenüber kath.net wies der stellvertretende Pressesprecher der Landeskirche, Pastor Benjamin Simon-Hinkelmann, auf Anfrage darauf hin, dass in der Verantwortung der Kirchengemeinde gelegen war, zu der die Marktkirche gehört. „Das ist in dem Fall nicht anders als bei jeder anderen Kirchengemeinde der Landeskirche. Von daher bitte ich Sie, dass Sie sich für weitere Informationen und Stellungnahmen an die Kirchengemeinde selbst wenden. Da der Landesbischof an der Veranstaltung nicht beteiligt war, wird er dazu auch keine Stellungnahme abgeben.“

Link zur Fotostrecke in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“: „Nackte Körper provozieren in der Marktkirche“.

Symbolbild zum Artikel



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