Wischen statt waschen

25. August 2015 in KNA


Internationaler Tag des Toilettenpapiers: Toilettenpapier ist aus dem Leben nicht mehr wegzudenken. Von Christoph Arens (KNA)


Bonn (KNA) Es wird in den verschiedensten Variationen verkauft: bunt, mit Mustern, weiß, duftend, mehrlagig, extra weich. Jeder Deutsche verbraucht mehr als einen Kilometer im Jahr davon, das sind rund 20 Blatt am Tag. Die Rede ist von einem Gebrauchsgegenstand, der unappetitliche Assoziationen weckt, aber aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist: Die Rede ist vom Toilettenpapier.

Etwa drei Jahre unseres Lebens hocken wir auf dem stillen Örtchen.
Daran erinnert der «Welttoilettentag», der jährlich am 19. November begangen wird und vor allem darauf aufmerksam macht, dass über 40 Prozent der Weltbevölkerung keine ausreichenden Sanitäreinrichtungen zur Verfügung haben. Und es gibt den internationalen Tag des Toilettenpapiers, der alljährlich am 26. August, also an diesem Mittwoch, begangen wird. Er erinnert daran, dass Joseph Cayetty in den USA im Jahr 1857 das erste Papier produzierte, das speziell als Toilettenpapier industriell hergestellt wurde.

In diesem Jahr weist der Verband Deutscher Papierfabriken besonders auf das Hygieneprodukt hin - schließlich feiert die deutsche Papierindustrie 2015 ihren 625. Geburtstag: Im Juni 1390 hatte der Nürnberger Ratsherr Ulman Stromer erstmals eine Papiermühle in Betrieb genommen. Heute sieht sich die deutsche Papierindustrie als Nummer eins in Europa und als Nummer vier weltweit. Produziert werden auch 710.000 Tonnen Toilettenpapier jährlich.

Die Chinesen waren im 14. Jahrhundert die ersten, die auf die Idee gekommen sind, Toilettenpapier herzustellen. Bis dahin wurde verschiedenes Material verwendet: Die Griechen nutzten Tonscherben oder Muscheln. Die Römer griffen immerhin schon auf festgebundene nasse Schwämme zurück. Archäologen fanden in mittelalterlichen Kloaken von Klöstern alte Lappen, Stoffreste und kleine Wollballen, wie die Historikerin Sabine Schachtner vom Industriemuseum des Landschaftsverbands Rheinland herausgefunden hat. Sie wurden gewaschen und immer wieder neu verwendet. Andere Quellen beschreiben den Gebrauch von Moos, Blättern, Heu oder Stroh.

Je stärker im 19. Jahrhundert der Papiergebrauch wuchs und je mehr Papierabfälle zur Verfügung standen, desto üblicher wurde dann auch der Papierverbrauch auf der Toilette. Durch Zeitungen fiel regelmäßig Abfallpapier an, das man zum Einpacken und als Wischtuch benutzen konnte.

Gefaltet, geschnitten, aufgefädelt, auf einen Nagel gespießt oder in einer Schachtel gestapelt: In Deutschland gehörte bis in die Nachkriegszeit in handliche Blätter geschnittenes und gestapeltes Zeitungspapier zur üblichen Ausstattung des Lokus (lateinisch: locus necessitatis = Ort der Notdurft). Spätestens mit der Durchsetzung des Wasserklosetts gab es aber Probleme: Zeitungspapier löst sich im Wasser nur schlecht auf und kann daher die Rohre verstopfen.

Das erste auf Rollen produzierte Toilettenpapier wurde in Großbritannien 1890 von der Scott Paper Company auf den Markt gebracht. In Deutschland folgte 1928 «Klenk & Co» in Ludwigsburg. Der 22-jährige Hans Klenk gab seinem Hygieneartikel den Namen «Hakle», zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Zunamens.

Toilettenpapier gehört seitdem zur Grundausstattung jedes stillen Örtchens. Nach der Jahrtausendwende lag der Verbrauch hierzulande bei durchschnittlich 46 Rollen pro Person im Jahr. Die nationalen Unterschiede in dieser Hinsicht sind beträchtlich: Die Deutschen liegen im internationalen Vergleich nach Angaben der Papierindustrie im Mittelfeld; die Schweden verbrauchen rund doppelt so viel, die Spanier die Hälfte.

Heutzutage ist Toilettenpapier nicht gleich Toilettenpapier; die Zahl der verschiedenen Sorten ist riesig. So stehen in Deutschland inzwischen über 80 Sorten in den Regalen der Verbrauchermärkte. Global betrachtet ist die hiesige Form der Trockenreinigung allerdings lediglich ein Verfahren unter anderen: In vielen Kulturkreisen säubern sich die Menschen bis heute nicht durch wischen, sondern waschen.

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