Waldenser: Zurückhaltende Antwort auf Vergebungsbitte des Papstes

26. August 2015 in Chronik


Synode der Glaubensgemeinschaft dankt Franziskus für "neue Situation" - Ziel des eingeschlagenen Weges müsse eine "versöhnte Verschiedenheit" sein


Rom (kath.net/KAP) Die derzeit tagende Synode der Waldenser hat Papst Franziskus für die Bitte um Verzeihung gedankt. "Mit tiefem Respekt und innerer Bewegung" habe man die Vergebungsbitte des Papstes aufgenommen, mit der er sich im Namen seiner Kirche für unchristliches Verhalten von Katholiken gegenüber ihren Vorfahren in der Vergangenheit entschuldigt habe, heißt es in einem von 180 Synodalen unterzeichneten Schreiben. "Jedoch erlaubt uns diese neue Situation nicht, für diejenigen zu sprechen, die mit Blut und anderen Leiden ihr Zeugnis zum evangelischen Glauben bezahlt haben und an ihrer Stelle zu verzeihen", heißt es weiter in der am Dienstag veröffentlichten Erklärung. Die Synode tagt bis Freitag in Torre Pellice, 40 Kilometer südwestlich von Turin.

Franziskus hatte bei seinem Besuch in Turin am 22. Juni als erster Papst eine Kirche der Waldenser aufgesucht, zu einem Neuanfang in den ökumenischen Beziehungen aufgerufen und um Vergebung gebeten. Wörtlich sagte er damals: Seitens der katholische Kirche bitte ich euch zum Vergebung. Ich bitte um Vergebung zu für Handlungen und Haltungen, die unchristlich, ja unmenschlich waren, die wir im Laufe der Geschichte euch gegenüber verübt haben. Im Namen Jesu Christi, vergebt uns!"

Die waldensischen Synodalen werten die Äußerung des Papstes als "klaren Willen, ein neues Kapitel mit unserer Kirche zu beginnen, das anders ist als das der Vergangenheit". Man müsse zu einer "versöhnten Verschiedenheit" gelangen, die uns ein "gemeinsamen Zeugnis für unseren Herrn Jesus Christus erlaubt". Und weiter heißt es in der Erklärung, die demnächst dem Papst zugeleitet werden soll: "Unsere Kirchen sind bereit, gemeinsam an dieser Geschichte zu schreiben, die auch für uns neu ist."

Die im 12. Jahrhundert vom Lyoner Kaufmann Petrus Valdes (1140-1206) gegründete Glaubensgemeinschaft wurde über Jahrhunderte unterdrückt und ihre Mitglieder von der katholischen Kirche als Häretiker verfolgt. Nach eigenen Angaben zählt sie heute weltweit rund 100.000 Mitglieder, viele davon in Italien.

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