Böses Erwachen für Ehebrecher

25. August 2015 in Familie


Unter den Nutzern einer Seitensprungagentur sind offenbar auch Evangelikale und Katholiken – 300.000 deutsche Kunden? – Gibt es auch Kunden aus dem Vatikan und aus der katholischen Kirche in Australien?


Nikosia (kath.net/idea) Für Kunden einer Online-Seitensprung-Agentur gibt es ein böses Erwachen. Darunter sind auch evangelikale Christen aus den USA und wahrscheinlich Angestellte der katholischen Kirche. Mit der Aufforderung „Das Leben ist kurz. Gönn Dir eine Affäre“ wirbt das Unternehmen Ashley Madison mit Sitz in Nikosia (Zypern) im Internet für den anonymen Verstoß gegen das Sechste Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“. Am 20. August wurde bekannt, dass ein „Impact Team“ rund 37 Millionen Kundenadressen geknackt und in einem schwer zugänglichen Bereich des Internets, dem „Darknet“ veröffentlicht hat. Inzwischen hat es schon Erpressungsversuche gegeben. In E-Mails werden von Kunden umgerechnet etwa 196 Euro gefordert; sonst würden die Informationen dem Partner oder der Partnerin offenbart. Unter den Hacker-Opfern sollen auch rund 300.000 Deutsche sein.

„Gott und meine Frau haben mir vergeben“

In den USA hat der evangelikale Video-Blogger Sam Rader bekannt, dass er seit zwei Jahren Kunde bei Ashley Madison war. Er habe Gott und seine Ehefrau Nia dafür um Vergebung gebeten und auch von ihnen erhalten. Er sei jetzt völlig von seiner Sünde gereinigt, berichtete Rader. Auch Josh Duggar, ältester Sohn in der inzwischen abgesetzten christlichen Fernsehserie „19 Kids and Counting“ (19 Kinder und noch mehr), gehörte zu den Nutzern des Ehebruch-Dienstes. Er hatte dafür rund 870 Euro gezahlt. „Ich schäme mich so für das Doppelleben, das ich geführt habe und für den Schmerz und die Schande, die meine Sünde über meine Frau und meine Familie und am meisten über Jesus und alle, die sich zum Glauben an ihn bekennen, gebracht hat“, erklärte Duggar. Er hatte sich bereits zu seinem jahrelangen Porno-Konsum bekannt. Als Teenager hatte er sich ferner des sexuellen Missbrauchs an Kindern schuldig gemacht. Erst im Mai war er von seinem Führungsposten bei der evangelikalen Organisation „Familienforschungsrat“ zurückgetreten. Präsident Tony Perkins (Washington) zeigte sich erschüttert: „Wir fühlen mit seiner Familie und allen, die von seinen Taten betroffen sind.“

300.000 deutsche Kunden?

Unter den gehackten E-Mail-Adressen sind auch etwa 300.000 mit der Endung .de, die auf deutsche Nutzer schließen lässt. Ferner besteht der Verdacht, dass Mitarbeiter des Vatikans und der katholischen Kirche in Australien unter den Kunden sind. Mehr als 20 E-Mail-Adressen tragen die Endung .va für Vatikan und 91 catholic.edu.au, wie das katholische Internetportal Crux (Boston/US-Bundesstaat Massachusetts) mitteilt. Da Ashley Madison aber bei der Registrierung keine E-Mail-Bestätigung verlangt, kann es sich auch um falsche Adressen handeln.

Wie die Londoner Zeitung „Times“ berichtet, ist in Großbritannien mit einer Welle von Scheidungsanträgen aufgrund der geknackten Kundendaten zu rechnen. Die größte Eheberatungsorganisation „Relate“ habe zahlreiche Anrufe von Personen erhalten, die sich von ihren Partnern betrogen fühlen. Viele seien erschüttert und zutiefst enttäuscht. Zwei kanadische Anwaltskanzleien fordern mit einer Sammelklage Schadensersatz für Ashley-Madison-Kunden in Höhe von rund 507 Millionen Euro.


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