IS zerstört uraltes syrisch-katholisches Kloster mit Bulldozern

21. August 2015 in Weltkirche


Das im 4. Jahrhundert gegründete Kloster überstand die Ankunft der Terrororganisation nur zwei Wochen - Der Prior wurde bereits im Mai entführt


Damaskus-Wien (kath.net/KAP) Die jihadistische Terrormiliz IS hat den vergangenen Tagen unter Einsatz von Bulldozern das jahrhundertealte syrisch-katholische St. Elian-Kloster in der syrischen Kleinstadt Qaryatain zerstört. Bilder der Zerstörungsorgie wurden am Donnerstag von den IS-Terroristen im Internet verbreitet. Am 5./6. August hatte die Terrormiliz Qaryatain eingenommen.

Das im 5. Jahrhundert begründete St. Elian-Kloster war vor zehn Jahren durch den Italiener Pater Paolo Dall'Oglio - er ist seit seiner Entführung vor zwei Jahren verschollen - und die von ihm begründete Gemeinschaft von Mar Musa al-Habashi revitalisiert worden. Der Obere des St. Elian-Klosters in Qaryatain, P. Jacques Mourad, wurde am 21. Mai zusammen mit dem Diakon Boutros Hanna Dekermenian von IS-Terroristen entführt. Seither fehlt von den beiden jede Spur.

Im syrisch-katholischen Patriarchat ist man überzeugt, dass der Grund für die Entführung von P. Mourad sein erfolgreicher Einsatz für Dialog und Koexistenz von Christen und Muslimen war. Er habe sich im Kloster St. Elian unablässig für die Opfer des syrischen Bürgerkriegs eingesetzt, "unabhängig von der konfessionellen Zugehörigkeit". P. Mourad sei es um Programme zur Renovierung zerstörter Wohnhäuser gegangen, aber auch um psychologische Unterstützung für Kriegsflüchtlinge.

Nach der Entführung von P. Mourad flüchteten viele der rund 1.400 syrisch-orthodoxen und 400 syrisch-katholischen Einwohner von Qaryatain, weil sie sich nicht mehr sicher fühlten. Bei der Eroberung des Städtchens durch den IS vor zwei Wochen wurden zwischen 160 und 270 Christen wegen angeblicher "Kooperation mit dem Assad-Regime" verhaftet, zum Teil aus den Kirchen herausgezerrt. Ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt.

Wie der Pressedienst der Stiftung "Pro Oriente" am Freitag berichtete, habe der IS die "Wahnsinnstat gegen das Kloster" damit begründet, dass dort der Heilige Elian "angebetet" worden sei, was nur Gott zukomme. Für den IS existiere der Unterschied "zwischen Anbetung, die Gott allein gebührt, und Verehrung von Glaubenszeugen und Märtyrern nicht".

Der Heilige Elian war ein Arzt in Homs, der nach der Tradition im Jahr 284 wegen seiner christlichen Glaubensüberzeugung das Martyrium erlitt. Zum Fest des Heiligen am 9. September kamen alljährlich tausende Pilger aus allen Teilen Syriens nach Qaryatain.

Nach der Eroberung von Qaryatain erklärte der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Yousif III. Younan im Gespräch mit "Radio Vatikan", die IS-Terroristen hätten offensichtlich Komplizen im Städtchen gehabt, weshalb man mit ihrer Ankunft schon länger gerechnet hatte. Das sei auch der Grund für den Exodus vieler christlicher Familien nach der Entführung von P. Mourad gewesen. Der Patriarch betonte zugleich, die Vorgänge in Qaryatain seien der Beleg für einen ausgeklügelten Plan zur Vernichtung der Christen. Die sonst auf Menschenrechte bedachten Regierungen des Westens würden sich zynisch verhalten, zumal sie vor dieser Tatsache die Augen verschließen. "Ihnen ist die Religionsfreiheit dieser Gemeinschaften, die über Hunderte von Jahren durch ihre Treue zum Evangelium dort durchgehalten haben, ziemlich egal." Im Vordergrund stünden allein wirtschaftliche und geopolitische Interessen.

Fotostrecke: Terrororganisation IS entweiht und zerstört uraltes syrisch-katholisches Kloster Mar Elian


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