Diakoniechef: Deutschland kann mehr Flüchtlinge aufnehmen

20. August 2015 in Deutschland


Bundesregierung erwartet 2015 bis zu 800.000 Asylbewerber


Berlin (kath.net/idea) Die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland steigt deutlich schneller, als noch im Frühsommer von der Regierung erwartet. Das teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am 19. August in Berlin mit. Er korrigierte die Prognosen für 2015 auf bis zu 800.000 Asylanträge. Nach Ansicht des Präsidenten der (evangelischen) Diakonie, Ulrich Lilie (Berlin), ist damit aber noch keine Aufnahmegrenze erreicht: „Wir brauchen noch keine Entlastung. Wir sind ein sehr starkes Land, daher können wir auch mehr leisten als andere Länder“, sagte Lilie am 19. August im ZDF-Morgenmagazin. Die gestiegenen Zahlen kämen für Fachleute nicht überraschend. Die Politik habe es versäumt, diese Entwicklung vorherzusehen. Deswegen gebe es nun nicht genügend Wohnungen, und über 200.000 Menschen müssten teilweise mehr als ein Jahr auf das Ergebnis ihres Asylverfahrens warten. Lilie: „Wir brauchen auf Bundesebene deutlich mehr Initiative.“ Gleichwohl müsse die „Jahrhundertkatastrophe“ insgesamt auf europäischer Ebene gelöst werden. In seinem Blog (http://praesident.diakonie.de) wirbt der Diakoniepräsident zudem dafür, mehr über positive Aspekte der Einwanderung zu diskutieren anstatt über Kosten oder rassistische Anfeindungen. Deutschland sei aufgrund des Fachkräftemangels auf Einwanderung angewiesen.

Lilie schreibt: „Wir müssen uns frei machen von falschen Vorstellungen über Flucht und Einwanderung nach Deutschland.“ Er befürworte eine nachhaltige Einwanderungspolitik. Auch Menschen in wirtschaftlicher Not, die im Asylverfahren keine Chancen hätten, sollten legal arbeiten dürfen: „Wir brauchen dringend mehr weitsichtigen Pragmatismus und schnellere Verfahren im Asylrecht und vor allem viel weniger ressentimentgeladende öffentliche Positionierungen und Schnellschüsse.“


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