Pfarrer protestierte mit Kirchenglocken gegen Anti-Asyl-Demo

11. August 2015 in Österreich


Steirischer Priester: Glocken sollten Botschaft gegen Fremdenfeindlichkeit und Menschenhass übermitteln


Graz (kath.net/KAP) Mit Kirchenglocken hat ein steirischer Pfarrer gegen eine Anti-Asyl Demonstration in seinem Ort protestiert: Er unterbrach am Sonntag mit dem Glockengeläut eine Kundgebung der "Identitären Bewegung" im südoststeirischen Fehring. Rund 50 Aktivisten hatten dabei am Hauptplatz vor der Stadtpfarrkirche gegen ein geplantes Verteilzentrum für bis zu 150 Flüchtlinge in einer im Ortsgebiet befindlichen Kaserne protestiert.

"Man müsste etwas dagegen tun und den Demonstranten nicht die Bühne überlassen", sei schon im Vorfeld sein Gedanke gewesen, erklärte Pfarrer Christoph Wiesler, am Montag auf Anfrage von "Kathpress". Empört habe ihn besonders der Anblick der "menschenverachtenden Parolen" direkt unter der Mariensäule, wobei ihm die Glocken eingefallen seien. "Sie sollten eine Botschaft gegen Fremdenfeindlichkeit und Menschenhass übermitteln."

Die kurze Unterbrechung der Veranstaltung - zwei Minuten lang dauerte das Läuten - sei ein weiterer Effekt gewesen, gab Wiesler an. Zwar sei er daraufhin vor die Kirche gegangen, zu einem Dialog mit den Aktivisten kam es jedoch nicht mehr, da die Veranstaltung bereits zu Ende gegangen war.

Dass seine Aktion aufgrund anwesender Journalisten und Kamerateams weite Kreise ziehen sollte, habe er nicht geahnt. "Ich bekam bereits am Sonntag viele Rückmeldungen aus der der Steiermark und auch darüber hinaus; die meisten davon waren positiv", so der Pfarrer. Wichtig sei ihm persönlich, dass die große Zahl der Menschen, die solidarisch mit den Flüchtlingen und deren Schicksalen sind, stärker hörbar wird. "Schwarzmaler gibt es schon genug."

Wiesler verwies dazu auf das aktive Engagement der Mitglieder der örtlichen Pfarren. Seiner Pfarrgemeinde sei die Unterstützung von Menschen auf der Flucht ein großes Anliegen, weshalb man sich dazu entschlossen habe, einen leerstehenden Pfarrhof im Pfarrverband in Hatzendorf für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen, berichtete er. 14 Asylwerber seien seit Jänner dort untergebracht. Viele Pfarrangehörige engagierten sich für sie und auch für weitere 14 Asylwerber, die derzeit in Fehring in Privatunterkünften leben, u.a. durch Lebensmittelhilfe.
Für das geplante Verteilzentrum in der Hadik-Kaserne werden die Rahmenbedingungen allerdings anders sein als bisher, gab Pfarrer Wiesler zu bedenken. Die hier ankommenden Flüchtlinge würden sich dort maximal sieben Tage aufhalten, bis die Zuteilung an andere Orte in der Steiermark erfolgt. "Der Kontakt wird schwierig werden. Ich möchte aber bei der Begrüßung unbedingt dabei sein."

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