Austritte: Evangelische Landeskirchen verzeichnen Höchststand

21. Juli 2015 in Deutschland


Gemäß idea-Umfrage steht durchschnittlich ein Plus von 50 Prozent zu erwarten - Die Zahl liegt vermutlich noch höher als in der römisch-katholischen Kirche


Wetzlar (kath.net/idea) Die Austritte aus den evangelischen Landeskirchen in Deutschland haben 2014 einen neuen Rekord seit 1995 erreicht. Die Zahl liegt vermutlich noch höher als in der römisch-katholischen Kirche. Das ergaben Recherchen der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Laut der am 17. Juli veröffentlichten Statistik der Deutschen Bischofskonferenz kehrten 217.716 Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Das waren 39.000 mehr als im Vorjahr. Für die Katholiken ist das ein Rekord. Die bisher höchste Zahl stammt aus dem Jahr 1992 (192.766 Austritte). Mit 23,9 Millionen Mitgliedern (2013: 24,2 Millionen) ist die römisch-katholische Kirche in Deutschland die größte Religionsgemeinschaft. 29,5 Prozent der Deutschen sind katholisch (2013: 29,9 Prozent). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will ihre Zahlen erst gegen Ende des Jahres veröffentlichen. 2013 verzeichnete sie 176.551 Austritte.

Am wenigsten Austritte in Bremen und Oldenburg

Auf eine idea-Anfrage gaben am 20. Juli zwölf Landeskirchen ihre Zahlen bereits bekannt. Bei ihnen sind die Austritte im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 50 Prozent gestiegen. Die geringsten Zuwächse verzeichneten die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg (34 Prozent) und die Bremische Evangelische Kirche (35 Prozent). Hohe Steigerungen registrierten die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (128 Prozent) und die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig (73 Prozent). Rechnet man die Zuwächse auf die restlichen acht Landeskirchen entsprechend hoch, würde die voraussichtliche Austrittszahl bei 265.000 liegen. Die höchste Austrittszahl verzeichnete die EKD 1992 mit 361.256. Die EKD-Mitgliedskirchen haben zusammen derzeit 22,6 Millionen Mitglieder. Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt 27,9 Prozent.

Austrittsgrund: Kirchensteuer auf Kapitalerträge

Als Hauptursache für den Aderlass nennen die Kirchen das neue Einzugsverfahren der Kirchensteuer auf Kapitalerträge. Seit dem 1. Januar führen Banken und Versicherer die darauf entfallende Kirchensteuer direkt ab. Die neue Regelung sei von den Kirchen nicht ausreichend kommuniziert worden, heißt es dazu aus den Kirchenämtern. Es handle sich um ein einfacheres Verfahren, nicht jedoch um eine neue Steuer.


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