Papst: 'Wir sind alle Brüder'

7. Juli 2015 in Weltkirche


Papst Franziskus hielt vor der Kathedrale von Quito im Rahmen seines Ecuadorbesuches eine freie Ansprache


Quito (kath.net) In seiner Ansprache vor der historischen Kathedrale von Quito während seines Ecuadoraufenthaltes wandte sich Papst Franziskus in freier Rede an die Anwesenden (Foto). Er rief die Ecuadorianer zur Einheit auf. Dann betete er mit den Menschen das "Gegrüßet seist du Maria" und spendete ihnen den Segen. Außerdem bat er auch umgekehrt um ihr Gebet für ihn. Die ursprünglich für diesen Anlass vorgesehenen Worte griff der Papst nicht auf. Nach seiner kurzen Ansprache ging er in die Kathedrale.

kath.net dokumentiert ursprünglich geplante Ansprache des Papstes gemäß Veröffentlichung des Vatikans in voller Länge – der Papst hat sie nicht gehalten, sondern sich in freier Rede an die Anwesenden gewandt:

Liebe Brüder und Schwestern,

Ich komme als Pilger nach Quito, um mit euch die Freude an der Evangelisierung zu teilen. Als ich den Vatikan verließ, habe dabei das Bild der heiligen Mariana de Jésus gegrüßt, die von der Apsis des Petersdoms den Weg bewacht, den der Papst oft zurücklegt. Ihr vertraute ich auch die Frucht dieser Reise an und bat sie, dass wir alle von ihrem Beispiel lernen. Ihr Opfer und ihre heroische Tugend werden durch eine Lilie dargestellt. Doch die Statue am Petersdom zeigt sie mit einen ganzen Blumenstrauß, denn zusammen mit ihrer Lilie bringt sie im Herzen der Kirche die Blumen von euch allen, von ganz Ecuador vor den Herrn.

Die Heiligen rufen uns auf, sie nachzuahmen, in ihre Schule zu gehen, wie es auch die heilige Narcisa de Jesús und die selige Mercedes de Jesús Molina machten, welche die Herausforderung des Beispiels der heiligen Mariana aufgegriffen haben... Wie viele, die heute hier sind, leiden oder haben darunter gelitten, Waisen zu sein; wie viele haben schon von klein auf Verantwortung für die Geschwister übernehmen müssen, wie viele mühen sich jeden Tag in der Pflege für Kranke oder ältere Menschen ab – so hat es Mariana gemacht, so haben Narcisa und Mercedes sie nachgeahmt. Es ist nicht schwer, wenn Gott mit uns ist. In den Augen der Welt haben sie keine großen Taten vollbracht. Sie haben nur viel geliebt und das im Alltag gezeigt und so das Fleisch Christi, der im Volk leidet, berührt (vgl. Evangelii Gaudium 24). Sie taten es nicht allein, sie taten es „zusammen“ mit anderen. Im Schleppen und Schuften ist das Mauerwerk dieser Kathedrale von den Ureinwohnern, nach dieser unserer Weise, der Mink’a (aus präkolumbischer Zeit tradierte Form kommunaler Gemeinschaftsarbeit), hochgezogen worden. Diese Arbeit wurde von allen für die Gemeinschaft gemacht, anonym, ohne Erinnerungstafeln oder Beifall. Gebe Gott, dass wir wie die Steine dieser Kathedrale die Bedürfnisse der anderen auf unsere Schultern nehmen und so helfen, das Leben von so vielen Brüdern und Schwestern aufzubauen oder zu heilen, die nicht die Kraft haben, es zu gestalten, oder die selbst zusammengebrochen sind.

Heute bin ich hier bei euch, die ihr mir die Freude eures Herzens schenkt: "Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, (…) der eine frohe Botschaft bringt" (Jes 52,7). Wir sind berufen, die Schönheit wie den guten Duft Christi zu verbreiten: durch unser Gebet, durch unsere guten Werke, durch unsere Opfer für die Bedürftigen. Das ist die Freude an der Evangelisierung und „selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt“ (Joh 13,17).

Gott segne euch.

Papst besucht Quito/Ecuador - Ansprache vor der Kathedrale von Quito - In voller Länge, ohne Übersetzung


Papst besucht in Quito/Ecuador den Staatspräsidenten und die Kathedrale von Quito - In voller Länge, ohne Übersetzung


Foto (c) EWTN/Screenshot


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