Piusbruderschaft: Weiter in Kontakt mit Rom

1. Juli 2015 in Weltkirche


Generalsuperior der Piusbruderschaft, Fellay, sorgt sich über das Risiko einer inneren Spaltung seiner Bruderschaft. Manche Mitglieder hätten einen «nicht-katholischen, fast sektiererischen Geist»; das sei aber nur «eine Karikatur von Tradition».


Paris (kath.net/KNA) Die von Rom getrennte traditionalistische Piusbruderschaft ist nach eigenen Angaben weiter in Kontakt mit dem Vatikan. Das sagte ihr Generalsuperior Bernard Fellay im Interview der in Paris erscheinenden Tageszeitung «Present». Nach seinem Eindruck sehe Papst Franziskus die Priesterbruderschaft durchaus als katholisch an, so Fellay. Die Kontakte zum Vatikan seien allerdings «heikel»; die Arbeit laufe diskret.

Der heutige Papst habe in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires «versprochen, der Bruderschaft zu helfen, dass sie vom argentinischen Staat als katholisch anerkannt wird», sagte der traditionalistische Bischof. Zu dieser Anerkennung sei es jetzt in Argentinien tatsächlich gekommen. Jorge Mario Bergoglio habe also «sein Versprechen gehalten». Das gebe doch Grund zu der Vermutung, «dass er uns als katholisch ansieht», so Fellay.

Die Priesterbruderschaft Pius X. hatte im April in Argentinien den Status einer juristischen Person zuerkannt bekommen. Die staatlichen Behörden gaben damit einem Antrag von Kardinal Aurelio Poli statt, dem Nachfolger des heutigen Papstes Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires.

Die Piusbrüder selbst erklärten damals, auch wenn der Kardinal die Maßnahme zweifellos mit dem Papst abgestimmt habe, handele es sich «ausschließlich um einen Verwaltungsakt im spezifischen Kontext der Republik Argentinien». Er habe keine kirchenrechtlichen oder kirchendisziplinarischen Auswirkungen für die Gesamtkirche.

Der Generalobere Fellay beklagte im Interview, seine Gemeinschaft werde von verschiedenen vatikanischen Behörden sehr unterschiedlich behandelt. Die Ordenskongregation etwa sehe die Angehörigen der Gruppe «weiterhin als Schismatiker an», andere Kongregationen «oder der Papst selbst hingegen nicht». 2011 habe die Ordenskongregation einen Priester, der der Piusbruderschaft beitrat, für exkommuniziert erklärt.

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller (86) und ein weiterer Bischof hätten vor einigen Wochen die Piusbruderschaft besucht, berichtete Fellay. Dabei hätten sie «Genugtuung über die Qualität unserer Seminaristen» gezeigt.

Besorgt äußerte sich Fellay über das Risiko einer inneren Spaltung seiner Bruderschaft. Manche Mitglieder hätten einen «nicht-katholischen, fast sektiererischen Geist»; das sei aber nur «eine Karikatur von Tradition».

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist seit 1988 von Rom getrennt. Sie wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet und lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst als Ordensoberer am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der «Heiligen Römischen Kirche».

Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nahm Gespräche über eine mögliche theologische Einigung mit der Bruderschaft auf. Dafür hob er 2009 die Exkommunikation der Pius-Bischöfe auf. Diese haben damit die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt. Der Gesprächsprozess kam im Frühjahr 2012 ins Stocken.

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