Benediktiner: Israel distanziert sich von Brandanschlägen

25. Juni 2015 in Weltkirche


Pater der Dormitio-Abtei: Die israelischen Behörden merken, dass die Angriffe auf christliche Einrichtungen dem internationalen Ansehen des Landes schadeten - Päpstliches Hilfswerk "Kirche in Not" wird Wiederaufbau unterstützen.


Bonn (kath.net/KNA/red) Christen in Israel sind nach Angaben von deutschen Benediktinermönchen wachsenden Anfeindungen ausgesetzt. Zugleich bemerkten aber die israelischen Behörden, dass die Angriffe auf christliche Einrichtungen dem internationalen Ansehen des Landes schadeten, sagte Pater Nikodemus Claudius Schnabel von der Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem am Mittwoch der in Bonn erscheinenden «Zeit»-Beilage «Christ und Welt». Zugleich zeige die Zivilgesellschaft wachsende Solidarität. Über den Brandanschlag hat kath.net bereits mehrfach berichtet.

Vergangene Woche war der Südflügel der von deutschen Benediktinern betreuten Pilgerstätte Tabgha am See Genezareth nach einem Brandanschlag völlig ausgebrannt. Im Verdacht stehen radikale Juden. 2014 gab es einen Brandanschlag auf die Kirche der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg in Jerusalem.

Schnabel sagte dazu: «Dass wir bespuckt und verbal attackiert werden, ist nach wie vor an der Tagesordnung. Auch die Wandschmierereien kommen immer wieder vor. 2013 brannten bei uns Autos, unser Friedhof wurde geschändet in diesem April.»

Inzwischen gebe es allerdings eine Polizeistation auf dem Zionsberg, so Schnabel weiter. «Die Verantwortlichen haben gemerkt, dass der Zionsberg inzwischen zu einem religiösen Hotspot wurde, der das Ansehen Israels beschädigt.» Viele Juden schämten sich, wie in ihrem Land mit Christen umgegangen werde. «Die Solidarität der Zivilgesellschaft mit uns, die immer schon stark war, hat dermaßen zugenommen, dass sich nun auch der Staat veranlasst sieht zu handeln.»

Staatspräsident Reuven Rivlin habe nach dem Brandanschlag von Tabgha den Abt angerufen, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe den Anschlag verurteilt, Knesset-Abgeordnete aller Parteien, selbst der Orthodoxen, seien zum Brandort gereist, um «ihre Solidarität mit uns und ihren Abscheu auszudrücken». Auch hätten sämtlichen Tageszeitungen in Israel die Zerstörung des Klosters Tabgha auf der Titelseite thematisiert.

Für Schnabel sind diese Reaktionen der Beweis, «dass eine Wagenburgmentalität das Falsche wäre». Die Benediktiner öffneten nun ihr Haus für alle - auch für interessierte jüdische Schüler, die «bisher nur über die Kreuzzüge und die Schoah vom christlichen Leben hörten». Immer mehr israelische wissenschaftliche Arbeiten entstünden zum Engagement der Benediktiner im Heiligen Land.

Der Sachschaden an den den Brotvermehrungskirche vorgelagerten Räumen beläuft auf mehrere Millionen Euro. Der Südflügel der Anlage mit dem Empfangsraum für Gäste, der Klosterpforte sowie weiteren Funktionsräumen wurde nach Darstellung eines Klostersprechers teils vollständig zerstört. Der abgebrannte Teil gehörte zu einem mit Geld aus Deutschland finanzierten Neubau, der erst im Jahr 2012 durch den Kölner Kardinal Joachim Meisner eingeweiht worden war, kath.net hat berichtet. Die Brotvermehrungskirche selbst war zwar glücklicherweise nicht von direktem Feuer betroffen, hat allerdings Rauchschäden erlitten.

Das Päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ hat bereits angekündigt, den Wiederaufbau finanziell zu unterstützen.

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Kirche in Not Schweiz

Foto: Schwere Schäden brachte der Brandanschlag auf den Eingangsbereich des Benediktinerklosters und der Brotvermehrungskirche in Tabgha/Israel


Kurzvideo: Brandanschlag auf Brotvermehrungskirche in Tabgha/Israel - Vorgebäude bis auf die Grundmauern ausgebrannt. Hassgraffiti wurde gefunden


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Foto oben: Nach dem Brandanschlag in Tabgha/Israel © Kirche in Not


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