USA: Christliche Werte schwinden rasant

30. Juni 2015 in Kommentar


Die USA machen durch Amokläufe und rassistische Ausschreitungen in diesem Jahr negative Schlagzeilen. Laut Umfragen erleben sie einen rasanten Wertewandel weg vom Christentum. idea-Kommentar von Uwe Siemon-Netto


Wetzlar (kath.net/idea)Willkommen in unserer unerlösten Welt, liebe Amerikaner! Nun sind nur noch 70% von Euch Christen, und 57% befürworten die Homo-Ehe, die Gottes Schöpfungsordnungen widerspricht! Mögen Utopisten staunen, wie rasant bei Euch die Werte schwinden, mich überrascht das nicht. Ich kenne und liebe Euer Land seit 53 Jahren, hegte aber nie die Illusion, dass Ihr keine Sünder wäret. Lange vor mir hat Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) erkannt, was so vielen Eurer theologisch ausgehöhlten Gemeinden fehlte: das Wort vom Kreuz, an dem allein sich Gottes Wesen erkennen lässt. Um es jungen Suchenden gemütlich zu machen, ersparen Eure riesigen Wohlfühlkirchen ihnen jetzt den Anblick dieses Zeichens der Gnade, von der sich der befreiende Spruch ableitet: „Dir sind Deine Sünden vergeben.“

Eine neue narzisstische Massenreligion

Als ich 1962 nach New York kam, sabberten gerade die Medien über den Drogenapostel Timothy Leary (1920–1996). Er gab eine Parole aus, die heute noch gilt: „Tu dein eigenes Ding“. Leary bekannte sich als Nachfolger des selbst ernannten Antichristen Aleister Crowley (1875–1947), der von sich sagte, er sei das „Tier 666“. Seine Devise lautete: „Tu, was du willst. Dies allein ist das Gesetz.“

Crowley war der Großvater, Hippie-Guru Leary der Vater der „Ich-Generation“. Sie huldigt einer neuen, narzisstischen Massenreligion, deren Gläubige sich selbst anbeten. Seit den sechziger Jahren hat sie sich zur „Ich-Ich-Ich-Generation“ fortgepflanzt, und über diese schrieb das Nachrichtenmagazin „Time“ 2013 in einer Titelgeschichte, ihre Eigensucht werde das Ende unserer Zivilisation bringen.

Der Druck auf Christen nimmt zu

In Europa wurde oft übersehen, wie tief in den USA Medien, Hochschulen, Politfunktionäre, diverse Interessensgruppen und Teile der Justiz das Christentum hassen und untergraben. Das wird schlimmer werden. Aber es gibt in dieser Tragödie auch evangelische und katholische Gemeinden, die dem Trend entgegensteuern und die Wahrheit vom Kreuz unbeirrt verkündigen.

Meine Nachfolger werden als Märtyrer sterben

Diesen unbesungenen Helden steht eine Leidenszeit bevor. In einem Hirtenbrief stimmte Matthew Harrison, der Präses der bekenntnistreuen lutherischen Missouri-Synode, kürzlich seine Pfarrer aufs Martyrium ein, das ihnen zum Beispiel bevorstehen könnte, wenn sie sich weigern sollten, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Er zitierte den früheren Erzbischof von Chicago, Kardinal Francis George (1937–2015): „Ich werde im Bett sterben, mein Nachfolger im Gefängnis. Dessen Nachfolger wird als Märtyrer umkommen, und dessen Nachfolger wird aus den Scherben einer ruinierten Gesellschaft die Zivilisation neu zusammenfügen.“

Täuschen wir uns nicht

Harrison fügte theologisch folgerichtig hinzu: „Aber täuschen wir uns nicht. Der Teufel ist bereits besiegt, und der Sieger herrscht mit Gnade, Liebe und Wahrheit.“

Der Journalist und Theologe Uwe Siemon-Netto stammt aus Leipzig. Er ist Gründer des Zentrums für Lutherische Theologie und Öffentliches Leben in Capistrano Beach (Kalifornien).


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