Indischer Philosoph: Der Westen soll zur Bibel zurückkehren

25. Juni 2015 in Spirituelles


Vishal Mangalwadi: Dazu ist eine Abkehr von „falschen Theologen“ notwendig.


Wetzlar (kath.net/idea) Der Niedergang des Christentums in der westlichen Welt lässt sich aufhalten, wenn sie zur Bibel zurückkehrt. Davon ist der indische Philosoph Vishal Mangalwadi überzeugt. Er ist Autor des Werkes „Das Buch der Mitte. Wie wir wurden, was wir sind. Die Bibel als Herzstück der westlichen Kultur“ (`fontis Verlag/Basel). In einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) fordert er Christen auf, sich von „falschen Theologen“ abzuwenden: „Dann ist eine neue Erweckung möglich.“ Der 65-Jährige wirft der evangelischen Theologie in Deutschland vor, die Bibel untergraben zu haben. Die Theologischen Fakultäten – hier dominiert die historisch-kritische Bibelauslegung – zerstörten sich selbst. Mangalwadi: „Wer mehr über die Bibel wissen will, muss heute nicht mehr zur Uni gehen.“ Man könne die Heilige Schrift selbst lesen oder nach guten Kursen suchen: „Jede Gemeinde kann heute selbst zur Universität werden.“ Dass christlich geprägte Gesellschaften so erfolgreich wurden, führt der Philosoph auf die Bibel zurück. Mit der Reformation im 16. Jahrhundert hätten die Menschen in großer Zahl begonnen, in ihr zu lesen. Die biblischen Geschichten hätten geholfen, Recht und Unrecht zu unterscheiden, und eine Zivilisierung des Westens bewirkt.

Christlicher Glaube befähigt zur Selbstkritik

Zudem befähige der christliche Glaube zur Selbstkritik. Dies werde besonders bei den Propheten des Alten Testaments deutlich: „Sie kritisierten im Auftrag Gottes die Politik der Herrschenden und hatten keine Angst davor, umgebracht zu werden. Die biblischen Propheten unterschieden sich grundlegend vom Propheten Mohammed im Islam. Sie vertrauten der Macht des Wortes, während Mohammed auf die Macht des Schwertes setzte.“

Die Bibel weckt die Neugier am Forschen Mangalwadi zufolge hat die Bibel das westliche Denken zutiefst beeinflusst. So ist die Idee, Wissen zu erwerben, grundlegend für die Wissenschaft und komme direkt aus der Bibel. Sie rege zum Nachdenken über das Leben an und habe die Neugier geweckt, die Welt zu erforschen. Mangalwadi verwies auf das alttestamentliche Buch der Sprüche: „Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen; aber der Könige Ehre ist es, eine Sache zu erforschen“ (25,2). Dagegen gehe es in östlichen Religionen wie dem Buddhismus und dem Hinduismus nicht darum, seinen Verstand zu füllen, sondern zu leeren und das Denken auszuschalten.

„Technik ist angewandte Theologie“

Mangalwadi zufolge beruhen auch die Erfolge der Technik auf biblischem Denken: „Technik ist angewandte Theologie.“ Die Christenheit sei Wegbereiter für neue Techniken geworden, weil die Bibel Gott als Schöpfer offenbart habe und nicht als Träumer und Tänzer wie im Hinduismus. Christliche Überzeugungen seien die treibende Kraft für westliche Technik. Die Bibel betone, dass das Design der Welt fachmännische Arbeit erkennen lasse und ein guter Handwerker mit seiner Arbeit an Gottes Handwerkskunst teilhabe. Die Heilige Schrift lehre, „dass wir nach Gottes Auftrag handeln, wenn wir die Welt gestalten“. Das Wort Gottes fordere den Menschen ferner heraus, mit seiner Zeit verantwortlich umzugehen, da jeder Moment wertvoll sei.

Der Philosoph sagte außerdem wörtlich: „Dort, wo wenig Bibel gelesen wird, werden aber auch wenig andere Bücher gelesen. Dabei war die Bibel der Grund, warum die westliche Welt begann, auch andere Bücher zu lesen. Es gibt dazu eine interessante Studie von islamischen Gelehrten: In 1.000 Jahren wurden in der arabischen (muslimischen) Welt weniger Bücher veröffentlicht als in der spanischsprachigen (katholischen) Welt innerhalb eines Jahres. Die Deutschen veröffentlichen in drei Monaten mehr Bücher als die arabische Welt in 1.000 Jahren. Der Grund, warum sich das Bücherlesen in Europa durchsetzte, war nicht die Erfindung der Druckerpresse. Es war das Lesen der Bibel, das den westlichen Geist für das Nachdenken über die Welt öffnete. Wenn die Bibel aus dem öffentlichen Leben verschwindet, schwindet auch die Neugier darauf, die Welt zu erforschen.“


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