Protestanten beschäftigen sich mit Aufarbeitung der Apartheid

21. Juni 2015 in Deutschland


Rolle der Kirchen und Missionsgemeinschaften in dieser Zeit beleuchten.


Hannover (kath.net/ KNA)
Die Protestanten in Deutschland beschäftigen sich mit der Aufarbeitung von Apartheid und Kolonialismus. Deren Auswirkungen «beeinflussen noch immer unsere Gegenwart, auch wenn ihre Politik der Vergangenheit angehört», erklärte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, bei der Vorstellung eines deutsch-südafrikanischen Sammelbandes zum Thema. Dieser untersuche die Rolle des Protestantismus zwischen Deutschland und dem südlichen Afrika im Zeitraum von 1930 bis in die 1980er Jahre, wie die EKD am Freitag in Hannover mitteilte. Das Buch wurde von 23 protestantischen Kirchen und Missionswerken aus Namibia, Südafrika und Deutschland in der vergangenen Woche auf Tagungen in Berlin, Soweto und Kapstadt vorgelegt.

«Wir stehen gemeinsam in der Pflicht, die Rolle der Kirchen und Missionsgesellschaften zur Zeit des Kolonialismus und der Apartheid kritisch zu diskutieren», so die EKD-Bischöfin für Ökumene und Auslandsarbeit, Petra Bosse-Huber. «Dies gilt auch für die noch weiterhin zu führenden Diskussionen um die Anerkennung des Völkermords an Hereros, Nama und Damara 1904-1908 und um deren kirchenpolitische Konsequenzen.»

Der wissenschaftliche Geschäftsführer des Studienprozesses, Hanns Lessing, betonte, dass sich erst zu Beginn der 1970er Jahre in den evangelischen Kirchen in Deutschland die Überzeugung durchgesetzt habe, «dass das Apartheidsystem nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar ist». Für viele Beteiligten seien die Wunden der Apartheid, wie sie auch in Kirchen praktiziert wurde, noch frisch.

Auch deshalb sei es notwendig, Schuld konkret beim Namen zu nennen, erklärte Kobus Gerber von der Niederdeutschen Reformierten Kirche in Südafrika. Erinnert wurde auch an die seinerzeitige Unterstützung des Apartheidregimes durch Kirchen und Missionswerke. Bischof Jacob Lebaleng Selwane, Repräsentant der größten evangelisch-lutherischen Kirchen im Südlichen Afrika (ELCSA) betonte: «Das Biest der Apartheid ist noch lange nicht tot. Es hat nur seine Gestalt gewandelt».

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