Klosterbrand in Israel - Netanjahu schaltet Geheimdienst ein

19. Juni 2015 in Aktuelles


„Die Welt“ titelt: „Der Hass im Heiligen Land trifft deutsche Katholiken“ - Der deutsche Botschafter in Israel hat sich unmittelbar nach dem Anschlag nach Tabgha begeben und zügige und gründliche Aufklärung verlangt


Tel Aviv/Tabgha (kath.net/KNA/red) Nach einem Brandanschlag auf das deutsche Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Inlandsgeheimdienst eingeschaltet. Der Nachrichtendienst solle beschleunigte Ermittlungen durchführen, meldete der israelische Sender i24news am Donnerstag. Unterdessen teilte ein Polizeisprecher mit, 16 tatverdächtige jüdische Jugendliche seien nach einer Befragung wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Unbekannte hatten in der Nacht zum Donnerstag Feuer an den erst 2012 eingeweihten Klosterneubau gelegt. Der Südflügel der Anlage mit dem Empfangsraum für Gäste, der Klosterpforte sowie weiteren Funktionsräumen wurde nach Darstellung eines Klostersprechers teils vollständig zerstört. Der Schaden erreicht Millionenhöhe. Der abgebrannte Teil gehörte zu einem mit Geld aus Deutschland finanzierten Neubau, der erst im Jahr 2012 durch den Kölner Kardinal Joachim Meisner eingeweiht worden war, kath.net hat berichtet. Die Brotvermehrungskirche selbst war zwar glücklicherweise nicht von direktem Feuer betroffen, hat allerdings Rauchschäden erlitten.

Eine 19-jährige Volontärin, deren Alter zunächst mit 20 angegeben worden war, konnte zwischenzeitlich aus dem Krankenhaus entlassen werden. Ein 80-jähriger Mönch wurde noch am Donnerstagabend wegen Rauchvergiftung stationär behandelt. Beide Verletzten sind deutsche Staatsbürger.

Auf einer Wand des Klosters fand sich ein hebräischer Schriftzug mit der Forderung «Falsche Götzenbilder müssen zerschlagen werden». Dabei handelt es sich um ein Zitat aus einem jüdischen Gebet.

Abtei-Sprecher Nikodemus Schnabel sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), der materielle Schaden lasse sich noch nicht beziffern. Schwerer wögen jedoch die psychologischen Folgen. «Der Schock sitzt tief», sagte Schnabel. Man könne nicht ohne weiteres zum Alltagsgeschäft übergehen. Das Kloster mit seinen berühmten byzantinischen Bodenmosaiken, Ziel von durchschnittlich 5.000 Gästen am Tag, bleibe bis auf weiteres geschlossen.

Mit dem Anschlag hätten Angriffe auf christliche Einrichtungen «eine neue Dimension» erreicht, sagte Schnabel. Zugleich seien Betroffenheitsbekundungen von Politikern und Vertretern aller Religionsgemeinschaften eingegangen. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin telefonierte demnach persönlich mit dem Abt der Dormitio, Gregory Collins.

Der Sprecher sagte weiter, es müsse ein Umdenken einsetzen, wie der Staat Kirchen und andere religiöse Einrichtungen schützen könne. Jetzt sei die Frage, ob den Worten der Solidarität auch Taten folgten. So gebe es bis heute keine Ermittlungsergebnisse zu einem Brandanschlag im Mai 2014 auf die Dormitio-Abtei in Jerusalem.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Brandes in Tabgha hatte sich der deutsche Botschafter in Israel, Andreas Michaelis, zu dem Kloster begeben. Er verlangte eine zügige und gründliche Aufklärung. Sicherheitsminister Gilad Erdan verurteilte die Tat. Israel werde Angriffen auf die Toleranz zwischen Religionen «mit null Toleranz begegnen».

Die deutsche Tageszeitung „Die Welt“ stellte in ihrem Beitrag fest: „Der Hass im Heiligen Land trifft deutsche Katholiken“. Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghof sagte der „Welt, dass „Priester oder Personen, die offensichtlich als Christen erkennbar sind“, auch in Jerusalem „immer öfter die Erfahrung (machen), dass sie belästigt oder angespuckt werden“.

Eine Delegation der Deutschen Bischofskonferenz befand sich zum Zeitpunkt des Brandanschlages gerade mit Rabbinern aus Deutschland zu einer Studienreise in Israel. Die Gruppe änderte ihren Reiseplan und kam sofort nach Tabgha, „Bischöfe und Rabbiner verurteilten die Tat scharf“, gab die DBK in einer Pressemitteilung bekannt.

Bei den 16 vorübergehend festgenommenen Jugendlichen handelte es sich nach Angaben der Zeitung «Haaretz» um jüdische Religionsstudenten aus Siedlungen im Westjordanland. Sie erhielten Rechtsbeistand von der rechtsnationalen Organisation Honenu, so die Zeitung.

Video nach dem Brandanschlag auf Brotvermehrungskirche in Tabgha/Israel


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