Putin im Vatikan eingetroffen: Gespräch mit Papst über Ukraine

10. Juni 2015 in Aktuelles


Putins Berater Uschakow nennt als mögliches Thema des Treffens mit dem Papst auch die "Aktivitäten" der griechisch-katholische Kirche in der Ukraine


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Mit mehr als einer Stunde Verspätung ist Russlands Staatspräsident Wladimir Putin am Mittwochabend zu einem Gespräch mit Papst Franziskus im Vatikan eingetroffen. Putin war mit einer Sondermaschine aus Mailand nach Rom geflogen. In der Wirtschaftsmetropole hatte er zuvor mit Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi die Expo 2015 besucht, auf der ein "Tag Russlands" begangen wurde.
Das Treffen im Vatikan war ursprünglich für 17 Uhr geplant.

Der Autokonvoi des russischen Präsidenten traf jedoch erst gegen kurz nach 18 Uhr im Vatikan ein.
Themen des zweiten Treffens Putins mit Franziskus sollen nach Angaben von Putins außenpolitischem Berater Juri Uschakow unter anderem der Ukraine-Konflikt und die Lage der Christen im Nahen Osten sein. An die Begegnung am richten sich hohe Erwartungen.

Putin hatte am Mittwochvormittag mit Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi die Expo in Mailand besucht. Bei einer Pressekonferenz forderte er die volle Umsetzung des Minsker Abkommens in der Ukraine-Krise und meinte, die Ukraine würde sich nicht an das Abkommen halten. Auf dem Expo Gelände in Mailand forderte Putin auch ein sofortiges Ende der Sanktionen. Russland habe alle Beziehungen zur G-7 abgebrochen.
"Wir können keine Beziehungen haben. Die G-7 ist keine Organisation, sondern ein Interessensklub", erklärte Putin.

Nach dem Treffen mit dem Papst wollte der russische Staatspräsident in Rom mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und anschließend mit dem früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zusammentreffen.

Der griechisch-katholische Großerzbischof der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, rief Franziskus in einem Brief auf, er solle bei dem Treffen mit Putin die "Stimme des ukrainischen Volkes" sein. Er habe den Papst gebeten, seine Stimme für die "gläubigen Katholiken aus der Ukraine zu erheben, die leiden", sagte das Oberhaupt der Rom unterstehenden griechisch katholischen Kirche der Ukraine am Dienstag der polnischen Nachrichtenagentur KAI in Warschau. Die ukrainische Caritas forderte, der Papst solle Putin ins Gewissen reden.

Ein Vertreter des russisch-orthodoxen Patriarchats in Moskau äußerte den Wunsch, dass beide über Friedensinitiativen für den Nahen Osten und den Schutz der Christen in jener Region sprechen sollten.

Es handelt sich um die zweite Begegnung Putins mit Franziskus. Das erste Mal waren beide im November 2013 zusammengetroffen. Mehrfach hat der Papst zu einer friedlichen Beilegung des Ukraine-Konflikts und einer Einhaltung des Völkerrechts aufgerufen. Sein Verzicht auf eine ausdrückliche Nennung Russlands als Aggressor rief Kritik in der Ukraine hervor.

Schewtschuk verglich die Begegnung von Franziskus und Putin mit dem Treffen des sowjetischen Machthabers Michail Gorbatschow mit Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Der damalige Papst hab seinerzeit die Wiederzulassung der ukrainisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine erreicht.
Der Großerzbischof, der früher in Argentinien Bischof war und Jorge Mario Bergoglio seither gut kennt, hatte Franziskus in den vergangenen Monaten mehrfach bei Begegnungen im Vatikan über die Lage in der Ukraine unterrichtet. Im Februar äußerte er die Hoffnung, der Papst könne im Ukraine Konflikt vermitteln und Briefe an die Staatsoberhäupter Russlands und der Ukraine richten.

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