Volksinitiative für Gottesbezug auf der Zielgeraden

10. Juni 2015 in Deutschland


Schleswig-Holstein: Initiatoren gehen von über 20.000 Unterschriften aus


Kiel (kath.net/idea) Die Volksinitiative für die Aufnahme eines Gottesbezuges in die Landesverfassung von Schleswig-Holstein hat die nötigen 20.000 Unterschriften nach Einschätzung der Initiatoren schon erreicht. Endgültig soll das Ergebnis aber erst Mitte Juli vor der parlamentarischen Sommerpause bekanntgegeben werden. Das teilten der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Ralf Stegner, der Presse mit. Zu den weiteren Befürwortern aus der Politik gehören Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und einer seiner Vorgänger, der ehemalige SPD-Vorsitzende Björn Engholm. Außerdem wird das Vorhaben von beiden großen Kirchen sowie den jüdischen Gemeinden und dem muslimischen Verband Schura unterstützt. Im Oktober 2014 hatte der Kieler Landtag mit 61 von 66 Stimmen eine neue Verfassung verabschiedet; doch die Aufnahme eines Gottesbezuges in die Präambel fand keine Zweidrittelmehrheit. Im Landtag haben CDU und SPD jeweils 22 Sitze, die Grünen zehn, die FDP und die Piraten je sechs sowie der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) drei. Die CDU war geschlossen für den Gottesbezug, bei SPD und Grünen votierten einzelne Abgeordnete dafür, während er bei FDP, Piraten und SSW auf Ablehnung stieß. Wenn die Initiative Erfolg hat, muss sich das Parlament erneut mit dem Thema befassen.

Vorbild EU-Präambel?

Stegner setzt auf eine Formulierung, die für Christen, Muslime und Nicht-Gläubige akzeptabel ist. Letztlich gehe es um eine „Demutsformel“, damit sich der Mensch nicht als Maß aller Dinge betrachte. Als ein Vorbild nannte Stegner die Präambel der EU-Verfassung, die auf das „kulturelle, religiöse und humanistische Erbe“ verweist. Carstensen sagte der Zeitung „Die Welt“, ein Gottesbezug weise darauf hin, dass es „noch etwas Höheres“ gebe. Das biete dem Menschen und den Politikern mehr Freiheit: „Gerade bei schwierigen Entscheidungen, die man nicht so schnell zurückdrehen kann, ist es wichtig, dass man einem inneren Kompass folgt. Und den findet man nicht, indem man sich nach den gerade aktuellen Strömungen in den Medien oder in den Parteien, bei den Arbeitgebern oder den Gewerkschaften ausrichtet.“

„Ich weiß, dass es Gott gibt“

Die Existenz Gottes zieht der evangelische CDU-Politiker nicht in Zweifel: „Ich glaube nicht nur an Gott, ich weiß, dass es ihn gibt.“ Wenn man sich in der Natur bewege, wisse man, dass es jemanden gebe, „der einen Bauplan hatte“. Er sei kein großer Kirchgänger, räumte Carstensen ein; Gott sei für ihn „so etwas wie ein guter Gesprächspartner“. Probleme habe er beim Glauben an Jesus Christus als Gottes Sohn; es falle ihm auch schwer, sich den Heiligen Geist vorzustellen. Besonders beeindruckt habe ihn aber die Haltung seiner 1998 an Krebs gestorbenen ersten Ehefrau Maria. Sie sei „sehr gläubig“ gewesen und zuversichtlich im Glauben an ihren Herrn durch Leiden und Sterben gegangen. Carstensen: „Sie hatte damals das Wissen, dass es jetzt nicht zu Ende ist, sondern dass jetzt etwas anderes kommt. Diese fast schon fröhliche Haltung im Sterben hat mich sehr berührt, sehr beeindruckt.“


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