Die Verwundbarkeit der Familie: die Armut

3. Juni 2015 in Aktuelles


Franziskus: die Familien sind mit ihren in Treue und Herzlichkeit gelebten personalen Beziehungen eine wahre Schule der Menschlichkeit. Sie bewahren die Gesellschaft vor der Barbarei. Die ‚arme Kirche’. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Mein Sohn, entzieh dem Armen nicht den Lebensunterhalt / und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten!
Enttäusche den Hungrigen nicht / und das Herz des Unglücklichen errege nicht!
Verweigere die Gabe dem Bedürftigen nicht
und missachte nicht die Bitten des Geringen!
Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten / und gib ihm keinen Anlass, dich zu verfluchen“ (Sir 4,1-5).

Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zur Familie fort und begann, einen Blick auf Prüfungen und Herausforderungen im familiären Leben zu werfen. Viele Familien in der Welt litten unter Armut, dies besonders an der Peripherie der Großstädte. Dabei komme oft noch der Krieg hinzu, „die Mutter aller Armut“.

Trotzdem versuchten die Familien, ein Leben in Würde zu führen, und vertrauten auf den Segen Gottes. Sie „sind mit ihren in Treue und Herzlichkeit gelebten personalen Beziehungen eine wahre Schule der Menschlichkeit“. Es sei fast ein Wunder, wie manche Familien unter den widrigsten Umständen die Liebe vorlebten und „die Gesellschaft vor der Barbarei bewahren“.

Die heutige Wirtschaft bestärke eine individualistische Wohlfühlkultur und stelle dabei die Bedeutung der familiären Bindungen in Frage: „Das ist ein furchtbares Missverhältnis“. Die Arbeit und der Wert der Familie „tauchen in keiner Bilanz auf“. Und doch sei sie die Säule des gesellschaftlichen Lebens. „Nimmt man die Familie weg“, so der Papst, „stürzt alles zusammen“.

Zu einer „neuen zivilen Ethik wird es nur dann kommen, wenn die Verantwortlichen des öffentlichen Lebens das soziale Band ausgehend vom Kampf gegen die perverse Spirale zwischen Familie und Armut neu organisieren, die an den Abgrund führt“.

Wenn über die Überwindung der Armut gesprochen werde, „geht es beileibe nicht nur um Nahrung. Es geht auch um Bildung, Arbeit, medizinische Versorgung. Es geht um die Würde des Menschen“.

Die materielle Not könne eine Familie zerstören. Sie fordere die Beziehung der Ehepartner oft allzu sehr heraus. Auch wirke sich häufig der Einfluss der Medien mit ihren sensationalistischen und konsumistischen Ideen schädlich auf die Familie aus.

Als Christen müssten wir allen Familien in Armut nahe sein „und wollen auch selbst eine bescheidenen Lebensstil in der Kirche führen“. Franziskus rief alle dazu auf, mit dem täglichen Gebet und dem lebendigen Beispiel am Aufbau einer Kultur der Familie mitzuarbeiten.

Die Kirche sei Mutter, „sie darf das Drama ihrer Kinder nicht vergessen! Auch sie muss arm sein, um fruchtbar zu werden und eine Antwort auf so viel Elend zu geben“, so der Papst eindringlich. Eine „arme Kirche“ sei eine Kirche, „die in ihrem Leben eine freiwillige Einfachheit praktiziert – in ihren Institutionen, im Lebensstil ihrer Mitglieder –, um jede Mauer der Trennung vor allem von den Armen niederzureißen“.

Dazu bedürfe es des Gebets und es Handelns: „Beten wir inständig zum Herrn, dass es uns wachrüttelt, um unsere christlichen Familien zu Protagonisten dieser Revolution der familiären Nähe zu machen, die jetzt so notwendig ist für uns! Aus ihr besteht die Kirche seit ihren Anfängen“. Und: „Vergessen wir nicht, dass das Urteil der Bedürftigen, der Kleinen und der Armen das Urteil Gottes vorwegnimmt“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, besonders die Ständigen Diakone des Erzbistums Freiburg. Die Kirche widmet den Monat Juni in besonderer Weise der Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu. Seiner göttlichen Liebe wollen wir alle unsere Familien in Not anempfehlen. Gott segne euch alle.





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