Salzburg: Debatte über Armutsgelübde und Ordensvermögen

2. Juni 2015 in Chronik


Wirtschaftstagung der heimischen Ordensgemeinschaften über vatikanische Richtlinien für die Verwaltung der kirchlichen Güter der Institute des geweihten Lebens - Ordensgemeinschaften mahnen mehr eigene Wirtschaftskompetenz ein


Salzburg (kath.net/KAP) Ordensleute verstehen ihr Armutsgelübde weniger im wortwörtlichen Sinn als tatsächlich materiell "arm", sondern vielmehr als Entscheidung zu einem "anspruchslosen" Leben. Das war der Tenor der diesjährigen Wirtschaftstagung der heimischen Ordensgemeinschaften in Salzburg, wie diese auf ihrer Homepage (www.ordensgemeinschaften.at) berichteten. Das Spannungsfeld bestehe darin, ein bescheidenes, anspruchsloses Leben führen zu wollen und dennoch Geld zum Leben zu brauchen, das erwirtschaftet werden muss.

Dieses Spannungsfeld zwischen persönlichem Armutsgelübde und Ordensvermögen thematisierte u.a. der Wiener Kirchenrechtler Prof. Ludger Müller. Er erläuterte in seinem Vortrag das 2014 vom Vatikan veröffentlichte Rundschreiben über die Richtlinien für die Verwaltung der kirchlichen Güter der Institute des geweihten Lebens. Die Richtlinien würden die bloße Dienstfunktion der Ökonomie für Gemeinschaft und Mission betonen, so Müller.

Das Vermögen von Ordensgemeinschaften könne nur von ihrem Urcharisma her legitimiert werden. Es dürfe nicht angehäuft werden, insbesondere wenn dadurch die Sendung der Kirche, das spezifische Charisma der Lebensgemeinschaft oder die Glaubwürdigkeit des Zeugnisses ihrer Angehörigen verdunkelt würden. Zugleich würden die Richtlinien jedoch auch eine transparente und professionelle Vermögensverwaltung einfordern. Das setze Planung, Transparenz und Controlling aber auch Aus- und Fortbildung voraus, erklärte der Kirchenjurist.

Mehr Wirtschaftskompetenz

Die Vertreter der Ordensgemeinschaften orteten in ihren Beratungen auch noch eine gewisse Scheu bei vielen Gemeinschaften, sich mit materiellen Dingen auseinanderzusetzen und sich Wirtschaftskompetenz anzueignen. Hier gebe es noch die Notwendigkeit eines Bewusstseinswandels und inhaltlichen Aufholbedarf.

Eine weitere Problematik, die auch Auswirkungen auf das Vermögen von Orden hat, sei die Überalterung viele Gemeinschaften. Als Folge dieser würden die Einkommen sinken, während gleichzeitig die Ausgaben durch die Altersvorsorge und den Pflegeaufwand teils rapide steigen. Ordensleute müssten durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ersetzt werden und auch diese Kosten müssten getragen werden.

Smartphones, Twitter, Facebook

Den Auftakt der Wirtschaftstagung machte eine Podiumsdiskussion zur Frage, wie Ordensleute mit neuen Medien umgehen sollten. Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, plädierte für einen "klugen, kreativen und kritischen" Umgang und Einsatz von Laptops und Smartphones, Twitter und Facebook. Die entscheidende Frage sei letztendlich: "Bringt mich beispielsweise das I-Phone näher an meine Gemeinschaft heran oder entfernt es mich von ihr?" Patentlösung gäbe es keine; jede Gemeinschaft müsse ihren eigenen Weg finden.

Auch für Abt Johannes Perkmann von der Benediktinerabtei Michaelbeuern stellte sich nicht die Frage nach dem "Ob" sondern nur nach dem "Wie". Zwar habe der heilige Benedikt in seinen Regeln noch nichts über Handys und Laptops geschrieben, das Kapitel über das Weintrinken könne man jedoch in diesem Sinne umdeuten: Es solle nicht "über das Übermaß hinaus" geschehen. Was Kreditkarte, Smartphone und Laptop betreffe, so sei einerseits der Hausverstand gefragt und andererseits ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Er selbst, so der Abt, handle nach dem Motto: "Ich surfe nur dorthin, wo ich auch in meinem Habit hingehen würde."

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