'Er hat allen geholfen, stand aber auf keiner Seite'

29. Mai 2015 in Weltkirche


Nach der Entführung des katholischen Ordenspaters Jacques in Syrien ruft sein Mitbruder zum Gebet auf - Pater Jacques hat in seinem Einsatz für Menschen in Not „keine Unterschiede zwischen Christen oder Muslimen gemacht”, er half allen.


Wien/Damaskus (kath.net/KIN) Nach der Entführung des katholischen Ordensmannes Jacques Mourad und eines Begleiters am Donnerstag vergangener Woche ist die Bestürzung in Syrien groß. Gegenüber dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not” rief ein Mitbruder des Entführten am Montag zum Gebet auf. „Bitte beten Sie für Pater Jacques und seinen Begleiter, aber auch für unsere Gemeinschaft. Maskierte Männer mit Waffen nahmen die beiden mit. Wir wissen nicht, wer das war und wo unsere Brüder jetzt sind. Wir tappen völlig im Dunkeln”, so Pater Jihad Youssef von der katholischen Ordensgemeinschaft von Mar Musa, zu der auch Pater Jacques gehört.

„Pater Jacques engagierte sich im Kloster Mar Elian in Quaryatayn für die unter den Folgen des syrischen Kriegs leidenden Menschen. Er hat besonders auf Renovierungsprojekte Wert gelegt, damit die Menschen wieder in ihren zerstörten Häusern leben können. Aber auch psychologische Betreuung der Menschen im Krieg und andere humanitäre Nothilfe waren ihm wichtig. Seit Jahren hat er sich um Kriegsflüchtlinge gekümmert”, erklärt Pater Jihad. „Pater Jacques hat dabei keine Unterschiede zwischen Christen oder Muslimen gemacht. Er half allen Menschen in Not.” Seit Jahren wird Pater Jacques Arbeit von „Kirche in Not” unterstützt.

Noch kürzlich hatte sich Pater Jacques in einer Email an „Kirche in Not” gewandt, um für die gewährte Unterstützung in Höhe von bislang weit über 100000 Euro zu danken. Darin legte er auch seine Motivation dar. „Unsere Bemühungen, den bedrängten und leidenden Muslimen in unserer Gegend zu helfen ist nichts anderes als Ausdruck der Position der Kirche, die sich dem Bild des gekreuzigten Christus verbunden weiß. Unser Zeugnis heute ist ein Reflex des Lichtes, das vom Kreuz ausgeht und eine neue Morgenröte der Auferstehungshoffnung für die ganze Menschheit ankündigt.“

Der Nahostreferent von „Kirche in Not”, Pater Andrzej Halemba, bezeichnete die Entführung von Pater Jacques derweil als eine Schande. „Einmal mehr erleben wir ein Beispiel blinden Hasses. Pater Jacques hat immer allen Menschen geholfen, seien es Christen, seien es Muslime. Er hat allen geholfen, stand aber auf niemandes Seite. Warum wird ein solcher Mensch entführt? Wir sehen einmal mehr, wie der Krieg die besten Menschen fordert. Pater Jacques ist ein geistlicher Führer von Christen und Muslimen. Menschen beider Religionen schauen zu ihm auf und vertrauen ihm.”

Pater Halemba hält sich derzeit in Syrien auf, um dort von „Kirche in Not” unterstützte Projekte zu besuchen und sich ein Bild von der Lage zu machen. „Die Situation ist furchtbar. In Qusair nahe der libanesischen Grenze bin ich durch eine Geisterstadt gefahren. Das Ausmaß der Zerstörung ruft in einem apokalptische Bilder wach. Man sieht überall den Wahnsinn des Krieges”’ so Halemba. „Andererseits gibt es aber auch Zeichen des Lebens und der Hoffnung. Ich konnte vielen Christen begegnen, die auch unter diesen Umständen versuchen, ihren Glauben zu leben.” Beeindruckt zeigte sich Pater Halemba etwa von einem dreifachen Familienvater, der sich weigere, das Land zu verlassen. „Er hat mir gesagt, dass er nicht nach Europa möchte, sondern in seiner Heimat Syrien seiner christlichen Berufung nachkommen will. Bewegt war ich auch von der Freude der 51 Kinder, die jetzt in der Altstadt von Homs die erste Heilige Kommunion empfangen durften. Und in Yabrud haben Schulkinder bei einer Veranstaltung an all die Verantwortlichen des Krieges appelliert, ihnen nicht länger ihre Zukunft zu stehlen. Gerade die Kinder und Jugendlichen sind voller Lebenswillen. Dieser Besuch hat mich einmal mehr darin bestärkt, dass wir den Menschen in Syrien unbedingt helfen müssen, trotz all der Not wieder etwas Hoffnung zu schöpfen.”

Das Päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ ist im Nahen Osten besonders aktiv. Mehr als zwölf Millionen Euro wurden seit Ende 2011 aufgewandt, um den Christen in Syrien und dem Irak zu helfen. „Kirche in Not“ hat kürzlich über zwei Millionen Euro für humanitäre Hilfe in Syrien bereitgestellt.

Infos und Spendenmöglichkeiten:
Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Kirche in Not Deutschland

Foto Pater Jacques © Kirche in Not


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