Österreichisches Hospiz Jerusalem erhält Reliquie Kaiser Karls

14. Mai 2015 in Chronik


Feierliche Reliquieneinsetzung zu Christi Himmelfahrt mit Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Gänswein, und zahlreichen Mitgliedern der Familie Habsburg-Lothringen


Jerusalem (kath.net/KAP) Im Österreichischen Hospiz in Jerusalem kommt es zu Christ Himmelfahrt zu einem besonderen Ereignis: Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses und Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., deponiert eine Reliquie des Seligen Kaisers Karl in der Kapelle des Hospizes. Die Feier der Reliquieneinsetzung, zu der zahlreiche Vertreter des Hauses Habsburg-Lothringen erwartet werden, beginnt um 17 Uhr. Das Reliquiar, das einen Knochenpartikel des Seligen Karl enthält, wurde von Gabriela Habsburg-Lothringen gestaltet, die einen Lehrstuhl an der Staatlichen Akademie der Künste Tiflis (Georgien) innehat.

"Kaiser Karl war zu seinen Tagen eine Wallfahrt nach Jerusalem durch die Wirren des Ersten Weltkrieges verunmöglicht. Im zehnten Jahr seiner Seligsprechung kommt seine Familie diesem einst gehegten Wunsch in Form einer Reliquieneinsetzung in der Kapelle des Österreichischen Hospizes in Jerusalem nach", heißt es in einer Aussendung des Hospizes. Erzbischof Gänswein, der der Feier vorsteht, war mit Otto von Habsburg befreundet.

Wie es in der Hospiz-Aussendung weiter heißt, hätten die Habsburger-Kaiser durch viele Jahrhunderte hindurch den Titel eines "Königs von Jerusalem" geführt. Zu keinem Zeitpunkt sei damit reale politische Macht verknüpft gewesen, für die österreichischen Kaiser sei dieser Titel vor allem von symbolischer Bedeutung gewesen, "für Kaiser Karl sollte er zudem eine spirituelle Dimension entfalten".

Das Hospiz im Heiligen Land wolle im Gedenken an Kaiser Karl "den Unterschieden der auseinanderdriftenden Nationen die gemeinsame Gotteskindschaft aller vorordnen". So sei der Ort dieser Reliquieneinsetzung bewusst und gut gewählt: "In Tagen, in denen immer noch um Jerusalem gestritten wird und auch Europas Völker in den Herausforderungen unserer Zeit einen mächtigen Fürsprecher im Himmel brauchen können."

Friedensbemühungen 1916-18, Seligsprechung 2004

Karl I. (1887-1922) wurde am 3. Oktober 2004 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Johannes Paul II. betonte damals, Kaiser Karl habe von Anfang an sein Herrscheramt "als heiligen Dienst an seinen Völkern" verstanden: "Sein ernstes Bestreben war es, der Berufung des Christen zur Heiligkeit auch in seinem politischen Handeln zu folgen. Dabei war ihm der Gedanke der sozialen Liebe wichtig."

Das Hospiz hält in seiner aktuellen Aussendung fest: "Der historischen Forschung gelten die intensiven, doch letztlich fruchtlosen Friedensbemühungen Karls im Ersten Weltkrieg als unbestritten: Um jeden nur erdenklichen Preis (einschließlich weitreichender Gebietszusagen) wollte der junge Kaiser schon vor seiner Thronbesteigung 1916 seinen Völkern Sicherheit und Frieden bescheren." Seine Vision einer Neuordnung des Reiches und das vor allem karitative Arbeitsprogramm auch seiner Gemahlin Kaiserin Zita seien von tiefer Frömmigkeit und großer Menschenliebe geprägt gewesen.

Die Seligsprechung des letzten Habsburger-Monarchen sorgte freilich auch für Debatten. Kritiker verwiesen auf den Einsatz von Giftgas durch österreichische Truppen im Ersten Weltkrieg. Angelastet wurde Karl zudem, nach 1918 versucht zu haben, in Ungarn die Monarchie auch mit militärischen Mitteln zu restaurieren.

Innenpolitisch versuchte sich Karl I. als Reformer, er berief den Reichsrat erstmals seit 1914 wieder ein und verkündete eine Amnestie für politische Verbrechen. Der Vatikan betonte, die Seligsprechung gelte nicht der Habsburgermonarchie, sondern allein der Person Karls und der von ihm gelebten "Heiligkeit eines Christgläubigen".

Das Österreichische Hospiz "zur Heiligen Familie" ist eine Pilgerherberge der katholischen Kirche Österreichs in Jerusalem. Es befindet sich in der Via Dolorosa in der Nähe des Damaskustores. Das Hospiz wurde 1857 gegründet und am 19. März 1863 feierlich eröffnet. Es ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land. Seit Mai 2004 wird das Hospiz von Rektor Markus Bugnyar geleitet.

Seliger Kaiser Karl - Gespräch mit Eva Demmerle, engste Mitarbeiterin Otto von Habsburgs


In der Wiener Kapuzinergruft ist ein Platz für den Sarg Kaiser Karls I. vorgesehen, hier könnte er an der Seite seiner Frau Zita liegen


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