Abschied von Bartoszewski - Gauck: Ein engagierter Christ

5. Mai 2015 in Chronik


Vom verstorbenen katholischen Außenminister und Widerstandskämpfer Wladislaw Bartoszewski hat Polen mit einem Staatsbegräbnis Abschied genommen.


Warschau (kath.net/KNA) Mit einem Staatsbegräbnis hat Polen am Montag Abschied vom verstorbenen Außenminister und Widerstandskämpfer Wladislaw Bartoszewski (Archivfoto) genommen. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Bartoszewski beim Gottesdienst in der Warschauer Kathedrale als «großen Bürger und Staatsmann, der selbst in finstersten Zeiten an der Vision eines unabhängigen, freien und demokratischen Polens festhielt».

Bartoszewski sei ein gläubiger Christ gewesen, der sich «von der Liebe Gottes getragen wusste». Zugleich habe er sich «von seinem Gott in die Verantwortung gerufen» gesehen, so Gauck. Sein Glaube habe ihm Orientierung gegeben und ihn «zu eigenständigem Denken und Handeln ermächtigt».

Gauck weiter: «Als Deutsche nehmen wir Abschied von einem Menschen, der uns die Hand gereicht hat, als das in beiden Völkern noch auf starke Vorbehalte stieß. Wir nehmen Abschied von einem Freund, dessen Nähe zu uns ein unverdientes Geschenk war und ist, für das wir unendlich dankbar sind.» Der engagierte Katholik Bartoszewski war am 24. April im Alter von 93 Jahren in Warschau gestorben.

Den Gottesdienst in der Kathedrale der Hauptstadt leitete Kardinal Kazimierz Nycz; die Predigt hielt der Krakauer Weihbischof Grzegorz Rys. Im Anschluss fand die Beisetzung auf dem Warschauer Militärfriedhof Powazki statt.

Bartoszewski, geboren 1922, war 1939 bis 1940 im KZ Auschwitz interniert. Er arbeitete im polnischen Widerstand als Journalist, studierte an der im Untergrund organisierten Warschauer Universität und half im Warschauer Ghetto zusammengepferchten Juden, auch beim Aufstand von 1943. Im Folgejahr nahm er am ebenfalls scheiternden polnischen Aufstand gegen Wehrmacht und SS teil.

Zwei Jahre nach dem Ende des Nazi-Regimes wurde der katholische Publizist von den Kommunisten als angeblicher Spion für fünf Jahre ins Gefängnis gesteckt. Nach dem Tod Stalins wurde er zwar rehabilitiert, allerdings immer wieder von universitärer Tätigkeit gesperrt und mit Veröffentlichungsverbot belegt.

Als Polen Ende 1981 das Kriegsrecht verhängte, landete das Solidarnosc-Mitglied Bartoszewski im Gefängnis, wurde aber bald wieder freigelassen und ging nach Deutschland, wo er eine Dozentenstelle erhielt. 1989 startete Bartoszewski eine zweite, politische Karriere in Warschau. Er wurde erster Botschafter des demokratischen Polen in Österreich sowie zweimal Außenminister.

Bartoszewski wurde nicht nur in seiner Heimat zu einer moralischen Instanz. So warnte er nach der russischen Okkupation der Krim 2014 Frankreich und Deutschland in einem Appell «Von Danzig nach Donezk» vor einer Appeasement-Politik gegenüber dem «aggressiven Staat Russland».

Trauer um WLADYSLAW BARTOSZEWSKI - Ehemaliger POLNISCHER Außenminister gestorben – Kurzbiographie


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