Württembergische Lehrer kritisieren Landtagspräsidium

4. Mai 2015 in Deutschland


Vorwurf: Die grün-rote Mehrheit will Christlichen Pädagogentag bevormunden – CDU-Spitzenkandidat Wolf bezeichnete christliche Menschenbild als Kompass. Für die Sexualerziehung seien die Eltern zuständig.


Walddorfhäslach (kath.net/idea) Einen Bevormundungs- und Entmündigungsversuch wirft die Evangelische Lehrer- und Erziehergemeinschaft in Württemberg dem Präsidium des baden-württembergischen Landtags vor. Anlass ist, dass die grün-rote Mehrheit den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Guido Wolf, wegen dessen Teilnahme an einem Christlichen Pädagogentag öffentlich rügte. Wolf war bis Dezember Landtagspräsident. Er gab das Amt auf, nachdem ihn seine Partei als Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 13. März 2016 nominiert hatte. Bündnis 90/Die Grünen und SPD verlangen von Wolf, Termine abzusagen, zu denen er als Landtagspräsident eingeladen wurde. Dazu erklärte der Vorsitzende der Lehrergemeinschaft, Studiendirektor Paul-Gerhard Roller (Tübingen), zu Beginn des Pädagogentags, Wolf sei eingeladen worden, als er noch Landtagspräsident war. Später hätten die Lehrergemeinschaft und die Organisationsleitung des Pädagogentags mehrfach bekräftigt, den Politiker auch in seiner neuen Funktion als Redner haben zu wollen: „Wir lassen uns nicht aus Stuttgart vorschreiben, wen wir einladen. Wir halten es für einen Skandal, wie das Präsidium seine Mehrheit missbraucht.“

Roller dankte Wolf, dass er sein Wort nicht zurückgenommen habe. Dies sei mutig und geradlinig. Die rund 500 Teilnehmer des Pädagogentags stimmten der Forderung zu, „die gegenüber Herrn Guido Wolf zu Unrecht ausgesprochene Rüge zurückzunehmen und sich dafür zu entschuldigen“. Bei dem Treffen am 2. Mai in Walddorfhäslach bei Reutlingen sagte Wolf, dass es für ihn selbstverständlich sei, einer Einladung Folge zu leisten. Das parteipolitische Geplänkel finde in der Bevölkerung wenig Verständnis. Das Teilnehmervotum sei ein Signal an die Parteien, beim Streit über Sachthemen menschlich anständig miteinander umzugehen.

Wolf: Christliches Menschenbild als Kompass

Wolf bezeichnete das christliche Menschenbild als Kompass, der Orientierung und innere Kraft gebe. Der konfessionelle Religionsunterricht müsse erhalten bleiben, anstatt durch einen allgemeinen Ethikunterricht abgelöst zu werden, wie es beispielsweise die Nachwuchsorganisation der Grünen fordere. Für die Sexualerziehung seien die Eltern zuständig.

Kritisch äußerte sich Wolf zum Kopftuchurteil des Bundesverfassungsgerichts. Das höchste deutsche Gericht hatte Mitte März entschieden, dass ein pauschales Kopftuchverbot bei Lehrerinnen an öffentlichen Schulen nicht mit der Religionsfreiheit vereinbar sei. Das Tragen eines Kopftuches solle künftig nur dann untersagt werden dürfen, wenn eine konkrete Gefahr für die staatliche Neutralität und den Schulfrieden bestehe. Wolf zufolge können somit religiöse Auseinandersetzungen in die Klassenzimmer getragen werden. Der Politiker forderte die baden-württembergische Landesregierung auf, Kriterien für die Gefährdung des Schulfriedens zu benennen.

Foto: (c) CDU


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