Max-Planck-Institut: Streit um die Evolutionstheorie

4. Mai 2003 in Deutschland


Direktion verbietet Kritik im Internet – Genetiker glaubt an Schöpfer


Köln (kath.net/idea)
Im renommierten Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (Köln) ist es zu einem Streit um die Evolutionstheorie gekommen. Die Direktion verbot dem Genetiker Wolf-Ekkehard Lönnig, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und persönlichen Schlußfolgerungen auf den Internet-Seiten des Instituts zu veröffentlichen. Lönnig, der zu den Zeugen Jehovas gehört, ist überzeugt, daß sich die Vielfalt der Natur nicht mit der Evolutionstheorie erklären lasse. Vielmehr müsse es einen “intelligenten Schöpfer” geben. Auf 1.000 Internet-Seiten hatte Lönnig seine Studien beschrieben und mit Kritik an der “herrschenden neodarwinistischen Abstammungslehre” verbunden.

Aufgrund massiver Proteste, vor allem des Biologen Prof. Ulrich Kutschera (Kassel), sperrte die Direktion Mitte März den Zugang zu Lönnigs Internet-Seiten. Das Institut hätte sich lächerlich gemacht, wenn es die “Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung” auf den offiziellen Seiten duldete, so der geschäftsführende Direktor des Instituts, Paul Schulze-Lefert. Ende April wurden neue Regeln beschlossen. Danach sind persönliche Meinungen nur zulässig, wenn sie klar gekennzeichnet werden. Der Wochenzeitung “Die Zeit” zufolge fühlt sich Lönnig an die “Bücherverbrennungsmentalität” des Mittelalters erinnert.

Alleinerklärungsanspruch der Evolutionstheoretiker

Für die evangelikale Studiengemeinschaft “Wort und Wissen” ist der Umgang mit Lönnigs Studien symptomatisch für den Alleinerklärungsanspruch der Evolutionstheoretiker. Äußerungen, die die Evolutionstheorie infrage stellen könnten, würden so weit wie möglich unterdrückt, sagte der wissenschaftliche Leiter, Reinhard Junker (Baiersbronn bei Freudenstadt), gegenüber idea. Dabei sei es gleichgültig, ob man nur auf Ungereimtheiten hinweise oder ein Gegenmodell mit einem Schöpfergott vertrete. Auch ein von der Studiengemeinschaft herausgegebenes evolutionskritisches Lehrbuch habe zu Protesten geführt. Der Verband Deutscher Biologen und biowissenschaftlicher Fachgesellschaften warnte die Kultus- und Wissenschaftsministerien vor dem im Weyel-Verlag (Gießen) erschienenen Buch “Evolution – ein kritisches Lehrbuch”, das im vergangenen Jahr den Deutschen Schulbuchpreis erhielt.


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