'Die Katholiken hatten mit ihren Befürchtungen recht gehabt'

25. April 2015 in Buchtipp


Leseprobe 3 aus dem Buch „Der Herr der Welt“ von Robert Hugh Benson


Illertissen (kath.net/Media Maria) Die von Robert Hugh Benson (1871-1914) vorausgesehene Entwicklung der Technik und die politischen und antireligiösen Zukunftsbilder waren beim Erscheinen des Buches eine Sensation. Seine Visionen zeigen jedoch erstaunliche Wiedererkennungsmerkmale in Anbetracht der Schreckensregime des Nationalsozialismus und des Kommunismus.

Benson beschreibt den "Herrn der Welt" als Antichrist, der in einem als freiheitlich propagierten System über alle Länder der Erde herrscht. Julian Felsenburg, dieser neue Weltherrscher, schreckt im Kampf gegen die Kirche auch nicht vor der Vernichtung Roms, des Papstes und der letzten Christen zurück.

Nur zwei Kardinäle entkommen diesem gnadenlosen Bombardement Roms. Sie wählen im Verborgenen einen neuen Papst und berufen ein Konzil ein. Durch einen Verrat wird auch dieser letzte Aufenthalt des neuen Papstes bekannt. Felsenburgh holt zum letzten Vernichtungsschlag aus. Während der Papst und seine Getreuen sich dem letzten Kampf stellen, verfinstert sich die Sonne und Gott greift ein.

An jenem Abend kreisten die Tischgespräche der Priester um das außerordentliche Anwachsen der Freimaurerlogen. Seit vielen Jahren schon war diese Erscheinung zu beobachten, und die Katholiken erkannten wohl die Gefahr, die diese Entwicklung mit sich brachte. Freimaurertum und Katholizismus waren miteinander nicht vereinbar, denn bereits vor mehreren Jahrhunderten hatte die Kirche diese Bewegung verdammt. Außergewöhnliche Dinge waren im letzten Jahrhundert geschehen. Zuerst hatte ein organisierter Angriff auf die Kirche in Frankreich stattgefunden, und was die Katholiken schon immer vermutet hatten, wurde ihnen zur Gewissheit, als am Ende des letzten Krieges P. Gerome, ein Dominikaner, der früher Freimaurer gewesen war, seine aufsehenerregenden Enthüllungen über die Großloge machte. Nun wurde es offensichtlich, dass die Katholiken mit ihren Befürchtungen recht gehabt hatten und dass die Freimaurer, zumindest die in den höheren Graden, in der ganzen Welt die seltsame, antireligiöse Bewegung entfesselt hatten. Aber P. Gerome war ruhig im Bett gestorben und die öffentliche Meinung war von dieser Tatsache recht beeindruckt gewesen. Dann kamen in Frankreich und Italien die großen Stiftungen von Krankenhäusern, Waisenhäusern und dergleichen, und wieder begann der Argwohn gegen das Freimaurertum zu verschwinden. So schien es denn während der letzten siebzig Jahre, als ob die Logen nichts anderes wären als philanthropische Vereinigungen. Aber wieder einmal waren die Menschen hellhörig geworden.

„Ich höre, dass Felsenburgh Freimaurer ist“, bemerkte Mgr. Macintosh, der Domkapitular. „Er soll sogar Großmeister sein.“

„Aber wer ist denn dieser Felsenburgh?“, warf ein junger Priester ein.

Monsignore verzog den Mund und schüttelte den Kopf. Jener junge Priester war einer der Menschen, die stolz auf ihre Unbildung sind, so wie andere auf ihr Wissen. Er rühmte sich damit, dass er nie die Zeitung las und keine anderen Bücher kannte, als die, die das Imprimatur trugen. Seiner Ansicht nach hatte ein Priester nur über die Erhaltung des Glaubens zu wachen und keine weltliche Weisheit zu erwerben. Percy hatte ihn manchmal um diese Einstellung beneidet.

„Er ist ein Rätsel“, bemerkte ein anderer Priester, P. Blackmore, „aber er scheint große Aufregung hervorgerufen zu haben, denn bereits heute wurde auf der Straße seine Lebensbeschreibung angeboten.“

„Vor drei Tagen“, warf Percy ein, „traf ich mit einem amerikanischen Senator zusammen, der mir erzählte, dass man selbst in Amerika nichts Genaues über ihn weiß, wenn man von seiner außerordentlichen Beredsamkeit absieht. Erst letztes Jahr ist er auf der politischen Bühne hervorgetreten, und er scheint mit ganz und gar ungewöhnlichen Methoden Außerordentliches erreicht zu haben. Er gilt als großer Sprachkenner, und deshalb hat man ihn auch nach Irkutsk mitgenommen.“

„Ja, ja, die Freimaurer …“, fuhr Monsignore fort, „es ist schon schlimm mit ihnen. Allein im letzten Monat sind ihretwegen vier meiner Beichtkinder abgefallen.“

„Vor allen Dingen die Zulassung von Frauen zu ihren Geheimbünden war ein schwerer Schlag für uns“, knurrte P. Blackmore, während er sein Rotweinglas zum Munde führte.

„Es ist verwunderlich, dass sie damit überhaupt so lange gewartet haben“, warf Percy ein.

Auch die anderen beteiligten sich jetzt an der Unterhaltung. Auch sie hatten mit dem weiteren Umsichgreifen des Freimaurertums Beichtkinder verloren. Es wurde erwähnt, dass in der nächsten Zeit über diese Angelegenheit ein Hirtenbrief erlassen werden sollte.

Monsignore schüttelte verzagt sein Haupt. „Das allein genügt nicht“, sagte er.

Percy wies daraufhin, dass die Kirche bereits vor einigen Jahrhunderten eindeutig zu diesem Problem Stellung genommen hatte. Sie hatte die Mitgliedschaft bei diesen Geheimbünden mit der Strafe der Exkommunikation belegt, und das war alles, was sie tun konnte.

„Höchstens kann sie immer wieder darauf hinweisen“, warf Monsignore ein. „Ich werde nächsten Sonntag darüber predigen.“

In seinem Zimmer machte Percy noch einige Notizen, denn er wollte dem Kardinalprotektor noch einmal über diese Angelegenheit schreiben. Zwar hatte er das Freimaurertum oft genug erwähnt, aber jetzt war es an der Zeit, wieder einmal darauf hinzuweisen. Dann öffnete er seine Briefe und begann mit einem Schreiben, das er als vom Kardinal kommend erkannte.

War es ein Zufall, dass das Schreiben von Kardinal Martin einige diesbezügliche Fragen enthielt? Der Kardinal schrieb unter anderem: „Was macht das Freimaurertum bei Ihnen? Auch Felsenburgh soll einer sein. Versuchen Sie, über ihn so viele Auskünfte wie nur möglich zu bekommen und mir zu berichten. Schicken Sie mir englische oder amerikanische Biografien von ihm. Verlieren Sie immer noch Katholiken durch das Freimaurertum?“

Percy überflog die anderen Fragen. Sie bezogen sich in der Hauptsache auf seine eigenen Schreiben, aber selbst darin erschien der Name Felsenburgh zweimal.

Er legte das Schreiben vor sich auf den Tisch und dachte darüber nach. Seltsam, grübelte er, dass dieser Name in aller Munde ist, wo man doch so wenig über ihn weiß. Am Nachmittag hatte er auf der Straße aus reiner Neugierde drei Fotografien gekauft, die angeblich diese eigenartige Persönlichkeit darstellen sollten, und obwohl eine von ihnen wohl echt sein mochte, konnten sie alle drei es nicht sein. Er zog sie aus einer Schreibtischschublade heraus und legte sie nebeneinander vor sich hin.

kath.net-Buchtipp:
Der Herr der Welt
Von Robert Hugh Benson
Hardcover, 368 Seiten
2015 Media Maria
ISBN 978-3-9816344-9-5
Preis 19.50 EUR

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