Patriarchatsverantwortlicher: Papst besucht 2016 Armenien

17. April 2015 in Chronik


Am 24. April findet am Genozid-Memorial in Jerewan die Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Völkermords statt - Kardinal Schönborn leitet am 24. April Gedenkfeier im Stephansdom


Jerewan-Brüssel-Wien (kath.net/KAP) Papst Franziskus besucht im kommenden Jahr Armenien. Das berichtete der Direktor des "Inter-Church Relations Department" im Patriarchatssitz Etschmiadzin der armenisch-apostolischen Kirche, Bischof Hovakim Manukyan, wie das Portal armenpress am Donnerstag berichtet. Manukyam äußerte sich bei einer Pressekonferenz nach Rückkehr der armenischen Delegation im Vatikan und in Italien aus Anlass der Messe mit Papst Franziskus am 12. April im Petersdom.

Die Delegation mit Katholikos-Patriarch Karekin II. habe den Papst bereits für dieses Jahr nach Jerewan und Etschmiadzin eingeladen. Franziskus habe das allerdings ausgeschlossen und erklärt, dass er 2016 komme, sagte der Bischof. Der Papst habe erklärt, er werde das öffentlich ankündigen, sobald der Zeitpunkt dafür gekommen sei.

Am 24. April findet am Genozid-Memorial in Jerewan die Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Völkermords statt. Präsidenten vieler Länder - darunter Francois Hollande und Wladimir Putin - nehmen teil. Bundespräsident Heinz Fischer reist trotz Einladung nicht zum zentralen Gedenken an den Völkermord, teilte die Präsidentschaftskanzlei am Mittwoch auf Anfrage der Austria Presse Agentur (APA) mit. Fischer nehme "aus Termingründen" nicht teil, hieß es zur Begründung.

Nach Papst Franziskus hat auch das Europäische Parlament den 100. Jahrestag des Massenmords an Armeniern zum Anlass genommen, das Ereignis als Genozid zu brandmarken. Man schließe sich dem Gedenken an "eineinhalb Millionen unschuldigen armenischen Opfern an, die im Osmanischen Reich umgekommen sind", heißt es in einer Entschließung, auf die sich die Fraktionen verständigt haben und die Mittwochabend in Brüssel angenommen wurde.

Man gedenke des "armenischen Genozids im Geist europäischer Solidarität" und fordere auch EU-Kommission und Europäischen Rat dazu auf. Die Entschließung wendet sich damit nicht nur gegen die türkische Weigerung, den Völkermord an den Armeniern als solchen anzuerkennen, sondern auch gegen die Haltung einer Reihe von EU-Mitgliedstaaten, darunter Österreich und Deutschland, die ebenfalls davor zurückschrecken.

Bereits 1987 hatte das Europäische Parlament die Verfolgung der Armenier im Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1917 als Genozid eingestuft. Die Türkei wendet sich vehement gegen die Verwendung dieses Begriffs und hat schon im Vorfeld mit Spott auf die neuerliche europäische Entschließung reagiert. "Für die Türkei ist es niemals möglich, eine solche Sünde, eine solche Schuld anzuerkennen", sagte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch in Ankara nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Mit Verweis auf das EU-Parlament sagte er: "Welche Entscheidung es auch trifft, sie wird bei einem Ohr rein- und beim anderen wieder rausgehen", sagte er. Papst Franziskus hatte er zuvor davor gewarnt, einen solchen "Unsinn" nicht noch einmal zu wiederholen.

In Wien wird mit einem Ökumenischen Gottesdienst im Stephansdom (16.30 Uhr) unter Leitung von Kardinal Christoph Schönborn am 24. April ebenfalls des Genozids 1915/16 gedacht. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRKÖ) hatte in der Vorwoche an Bundespräsident Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Nationalratspräsidentin Doris Bures sowie Regierungsmitglieder appelliert, die Republik Österreich möge endlich den Völkermord am armenischen Volk anerkennen und "damit dem Beispiel vieler anderer Staaten folgen".

HINWEIS: Kath.net-Leserreise Juli 2016 nach Armenien. Infos ab Juli/August 2015 auf kath.net

ARD: Papst bezeichnet Armenien-Massaker von 1915 als erster ´Genozid im 20. Jhd.´


Arte Doku (2011): Aghet - Der Völkermord an den Armeniern - Doku komplett


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