Wer keinen Dialog führen kann, gehorcht Gott nicht

16. April 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Das Fehlen des Dialogs gründet im Mangel des Gebets und des Hörens der Stimme Gottes. - Heilige Messe für Benedikt XVI. zum 88. Geburtstag. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Gehorsam – das Thema der Liturgie am Donnerstag der zweiten Woche im Osterkreis (vgl. Apg 5,27-33; Joh 3,31-36). Der Gehorsam, so Papst Franziskus in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“, führe oftmals auf einen Weg, der nicht dem entspreche, was ich selber denke. Gehorsam heißt für den Papst, „den Mut aufbringen, den Weg zu ändern, wenn der Herr dies fordert“. Wer gehorche, „hat das ewige Leben“: „Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm“ (Joh 3,36).

In der ersten Lesung aus dem Buch der Apostelgeschichte befählen die Priester und Anführer den Jüngern Jesu, das Evangelium nicht mehr zu verkünden: „Wir haben euch streng verboten, in diesem Namen zu lehren; ihr aber habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt; ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen“ (V. 28). Sie seien in Zorn geraten und voller Eifersucht, da sich in ihrer Gegenwart Wunder ereigneten, das Volk ihnen folge und die Zahl der Gläubigen wachse. So verhafteten sie die Jünger, doch des Nachts befreie sie der Engel Gottes und sie kehrten zurück, um ihre Verkündigung fortzusetzen. Als sie erneut festgenommen und befragt würden, erwidere Petrus auf die Drohungen des Hohenpriesters: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (V. 29). Die Priester hätten dies nicht begriffen:

„Sie waren Gelehrte, sie hatten die Geschichte des Volkes studiert, sie hatten die Prophezeiungen studiert, sie hatten das Gesetz studiert. So kannten sie die ganze Theologie des Volkes Israel, die Offenbarung Gottes, sie wussten alles, sie waren Gelehrte, und sie waren unfähig, das Heil Gottes zu erkennen. Warum nur diese Härte des Herzens? Denn das ist keine Verhärtung im Kopf, das ist keine einfache Dickköpfigkeit. Das hier ist die Härte... und man kann sich fragen: wie schaut der Weg dieser Dickköpfigkeit aus? Die total ist: des Kopfes und des Herzens?“.

Die Geschichte dieser „Dickköpfigkeit“ und ihr Weg bestehe darin, sich in sich selbst zu verschließen, den Dialog abzulehnen, kurz: im Fehlen des Dialogs:

„Diese da verstanden es nicht, in einen Dialog zu treten, sie wussten nichts von einem Dialog mit Gott, weil sie es nicht verstanden, zu beten und die Stimme des Herrn zu hören, sie waren nicht in der Lage, mit den anderen in einen Dialog zu treten. ‚Jetzt aber: warum deutest du das so?’. Sie deuteten allein entsprechend dem Gesetz, um es präziser werden zu lassen, doch gegenüber den Zeichen Gottes in der Geschichte waren sie verschlossen, sie waren verschlossen gegenüber seinem Volk, gegenüber ihrem Volk. Sie waren verschlossen, verschlossen. Und das Fehlen des Dialogs, diese Verschlossenheit des Herzens hat sie dazu gebracht, Gott nicht zu gehorchen. Das ist das Drama dieser Gesetzeslehrer Israels, dieser Theologen des Volkes Gottes: sie verstanden es nicht, zu hören, sie waren nicht in der Lage, in einen Dialog zu treten. Den Dialog führt man mit Gott und mit den Brüdern“.

Das Zeichen dafür, dass man nicht in der Lage sei, einen Dialog zu führen, dass man gegenüber der Stimme des Herrn und gegenüber den Zeichen, die der Herr in seinem Volk wirke, nicht offen sei, besteht für Franziskus in der Wut „und im Willen, all jene zum Schweigen zu bringen, die in diesem Fall die Neuheit Gottes verkünden, das heißt: dass Jesus auferstanden ist. Sie haben nicht recht, aber sie kommen dazu. Das ist ein schmerzhafter Weg. Diese Leute sind dieselben, die die Wächter am Grab bezahlt haben, damit diese sagen: ‚Die Jünger haben den Leib Jesu gestohlen’. Sie tun alles, um sich nicht der Stimme Gottes zu öffnen“.

„Und in dieser Messe“, so der Papst abschließend, „wollen wir für die Lehrer, für die Doktoren, beten, für alle, die das Volk Gottes lehren, damit sie sich nicht verschließen, damit sie in einen Dialog treten und sich so vor dem Zorn Gottes retten, der, wenn sie ihre Haltung nicht ändern, auf ihnen bleiben wird“.

Franziskus feierte die Messe für Benedikt XVI. aus Anlass dessen 88. Geburtstags. An seinen Vorgänger richtete er die Worte: "Ich möchte daran erinnern, dass heute der Geburtstag von Papst Benedikt XVI. ist. Ich habe die Messe für ihn gefeiert und ich lade auch euch ein, für ihn zu beten, damit der Herr ihn stütze und ihm viel Freude und Glück schenke".


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