Videomacher von North Charleston: Gott hat mir Mut gegeben

11. April 2015 in Aktuelles


Statt das Video zu verschweigen oder zu löschen erschien es bei der örtlichen Zeitung.


Washington (kath.net/ KNA)
Der Handyfilmer bei der Erschießung eines Schwarzen in North Charleston ist nach eigener Aussage nur wegen seines Glaubens an die Öffentlichkeit gegangen. Der 23-jährige Feidin Santana, dessen Video zeigt, wie ein weißer Polizist den Schwarzen Walter Scott von hinten erschießt, sagte im Interview des TV-Senders MSNBC (Donnerstag Ortszeit), seine Religion habe ihm die Kraft gegeben, sich zu melden. Auch dass er Augenzeuge des Geschehens wurde, hält der Einwanderer aus der Dominikanischen Republik nicht für Zufall. Gott habe ihn «aus einem Grund an diesen Ort geführt».

Santana gesteht, er habe aus Sorge um sein eigenes Leben zunächst Angst gehabt, an die Öffentlichkeit zu gehen. Er sei zunächst zur Polizeiwache gegangen, dann aber umgekehrt. Statt das Video der Polizei zu übergeben, habe er sogar überlegt, es zu löschen, North Charleston zu verlassen und sich woanders eine neue Heimat zu suchen. «Ich fürchtete, mit dieser Information in meinem Besitz könnte mein Leben in Gefahr sein.»

Als er dann sah, wie die Polizei den Tod Scotts darstellte, habe sich sein Gewissen gemeldet. «Ich wusste, der Polizist hat nicht das Richtige getan», so Santana. Er nahm am Sonntagabend an einer Andacht für den Getöteten teil und ging auf dessen Bruder Anthony zu. Die Reaktion der Familie sei «sehr emotional» gewesen. Der junge Mann erklärte sich dann einverstanden, das Video an die örtliche Zeitung und die «New York Times» weiterzuleiten.

In dem Interview berichtet Santana auch, wie er sich zum Zeitpunkt der Tat kurzfristig entschloss, sein Telefonat zu beenden, als er das Gerangel zwischen dem Polizisten und Scott realisierte. Die lauten Geräusche des Elektroschockers hätten ihn dazu gebracht, sein Handy auf das Geschehen zu richten.

Santanas Beweisstück fand sich drei Tage später auf den Titelseiten der Weltpresse wieder. «Mein Leben hat sich in ein paar Sekunden verändert», beschreibt der Einwanderer den Medienrummel um seine Person. Auf Facebook und in den sozialen Medien wird Santana als Vorbild und Held gefeiert. Via «GoFundMe» sammeln Menschen Geld, um ihm eine Belohnung für seinen Mut zukommen zu lassen.

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