Woelki: 'Da hat Herr Blatter ein ziemliches Eigentor geschossen!'

24. März 2015 in Chronik


Kardinal Woelki hat FIFA-Chef Sepp Blatter die Gelbe Karte gezeigt – Blatter hatte zuvor behauptet: «Die Fifa ist einflussreicher als jede Religion.»


Köln (kath.net/KNA/red) Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat FIFA-Chef Sepp Blatter für seine Behauptung, der Fußball-Weltverband sei einflussreicher als jede Religion, die Gelbe Karte gezeigt. «Die FIFA hat natürlich beeindruckende Zahlen vorgelegt, über 265 Millionen Kicker gibt es weltweit», sagte Woelki am Montag im Kölner domradio. Doch würden weltweit über zwei Milliarden Christen demnächst Ostern feiern und notfalls ihr Leben für ihren Glauben geben, so der Fan des 1. FC Köln. Blatter hatte zuvor wörtlich in einem Interview mit der Schweizer Sonntagszeitung geäußert: «Die Fifa ist durch die positiven Emotionen, die der Fußball auslöst, einflussreicher als jedes Land der Erde und jede Religion. »

«Bei aller Begeisterung für den Ballsport: Ich denke, der Herr Blatter überschätzt sich und seinen Verband da gewaltig», so der Kardinal. «Da hat Herr Blatter ein ziemliches Eigentor geschossen. Dafür gehört er auf die Bank, um sich neu auszurichten und zu besinnen», beschied Woelki.

Zwar finde er das soziale Engagement der FIFA «toll», doch erlebten sehr viele Menschen den Verband oftmals als wenig überzeugend, so der Kölner Erzbischof weiter. «Es geht weniger um Frieden, Gerechtigkeit und Gesundheit, sondern vielmehr ums große Geld», kritisierte er. «Und wo viel Geld fließt, da ist der Weg oft kurz bis zur Korruption. Und da werden dann vielleicht auch manchmal Dinge entschieden, die nicht ganz so glücklich sind.» Als Beispiel nannte er die Entscheidung für Katar als Ausrichter der Weltmeisterschaft 2022.

Man solle «Herrn Blatter beim Wort nehmen» in Sachen soziale Gerechtigkeit, schlug Woelki vor und verwies auf die menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen derzeit in Katar Stadien gebaut werden. «Also: Wo Tag für Tag auf den Baustellen einer Weltmeisterschaft Menschen ihr Leben lassen, weil sie ohne Arbeitssicherheit, ohne vernünftige Arbeitsverträge ausgebeutet werden bis aufs Blut, dort sollten sich Herr Blatter und seine FIFA ganz konkret für diese Werte einsetzen, für die sie anscheinend stehen wollen», forderte der Erzbischof.

Fußball sei ein begeisternder Sport, «aber ich glaube nicht an einen Fußballgott», unterstrich der Kardinal. «Und erst recht nicht an einen 'Halbfußballgott', der Herr Blatter wohl gerne sein möchte.»

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Foto Kardinal Woelki (c) Erzbistum Köln


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