Kardinal Zen kritisiert vatikanische China-Politik

12. März 2015 in Weltkirche


Hongkongs Altbischof in Zeitungsinterview: Unter derzeitigen Umständen wäre Vatikan-Übereinkunft mit Peking "bedingungslose Kapitulation" - "Wenn die Kommunisten sehen, dass du Angst hast, dann zerdrücken sie dich"


Rom (kath.net/KAP) Hongkongs emeritierter Kardinal, Joseph Zen Ze-kiun (Foto), hat die vatikanische China-Politik scharf kritisiert. "Die Italiener an der römischen Kurie kennen die chinesische Diktatur nicht, weil sie nie ein kommunistisches Regime erlebt haben", sagte der 83-jährige Kardinal der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Mittwoch-Ausgabe). Der Verzicht von Papst Franziskus auf eine Begegnung mit dem Dalai Lama, der im Dezember zu einem Treffen von Friedensnobelpreisträgern nach Rom gereist war, sei ein "großer Fehler" gewesen. Dies zeige die Angst des Vatikans und "wenn die Kommunisten sehen, dass du Angst hast, dann zerdrücken sie dich", so Zen. Unter den derzeitigen Umständen wäre eine Übereinkunft mit Peking eine "bedingungslose Kapitulation".

Der emeritierte Kardinal reagierte damit auf einen später vom Vatikan bestätigten Bericht des "Corriere della Sera", wonach es aus Peking ein positives Signal auf die Gesprächsangebote des Papstes gegeben habe. In den angestrebten Verhandlungen soll es unter anderem um eine Wiederaufnahme der 1951 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Peking und dem Vatikan und die Stellung der katholischen Kirche in China gehen. Chinas Katholiken sind in eine staatlich kontrollierte Kirche und eine romtreue Untergrundkirche gespalten, die staatlichen Repressionen ausgesetzt ist. Strittig zwischen Peking und dem Vatikan ist insbesondere die Frage der Bischofsernennungen. Peking behält sich das Recht dazu bislang vor.

China wolle keinen Dialog, sagte Zen weiter. Verhandlungen würden so ablaufen, dass Peking ein Dokument vorlege und "unsere Leute hätten nicht die Möglichkeit und die Kraft andere Vorschläge zu unterbreiten". Auf diese Weise würde der Vatikan die Ernennung und Weihe von Bischöfen für einen "falschen Dialog" opfern.

Anfangs habe er Vertrauen in Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gehabt. Dies habe sich jedoch geändert, als er erfahren habe, dass auch Parolin einer Vereinbarung mit Peking positiv gegenüber steht.

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