Christen in Bagdad beten angesichts der Terrorgefahr

6. März 2015 in Weltkirche


An jedem Freitag begeben sich Katholiken auf einen Kreuzweg - Unter Polizeischutz tragen Kinder ein Kreuz und einen Behälter mit aktuellen Fürbitten aus aller Welt


Bagdad (kath.net/idea) Trotz ständiger Bedrohung durch Terroranschläge muslimischer Extremisten setzen Katholiken in Bagdad ein öffentliches Zeichen für den christlichen Glauben. Während der Passionszeit begeben sich Mitglieder der St. Josephs-Kathedrale an jedem Freitag auf einen Kreuzweg. Sie beten an Stationen, die den Weg Jesu von seiner Verhaftung bis zur Kreuzigung nachvollziehen. Unter Polizeischutz tragen Kinder ein Kreuz und einen Behälter mit aktuellen Fürbitten aus aller Welt für die Christen im Irak und anderen Regionen des Nahen Ostens, die von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) heimgesucht werden. Anschließend feiert der Priester der Josephs-Gemeinde, der Argentinier Luis Montes, die Messe mit den Katholiken.

Muslimische Extremisten hassen das Kreuz

Wie er dem katholischen Nachrichtenportal „Crux“ (Boston/US-Bundesstaat Massachusetts) sagte, hält er den Kreuzweg für ein wichtiges Zeichen des christlichen Bekenntnisses angesichts der islamistischen Bedrohung: „Das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus hassen die muslimischen Extremisten am meisten.“ Das Risiko eines Anschlags sei nicht höher als unter normalen Umständen, wenn die Christen in ihren Kirchen oder in ihren Häusern bleiben. Montes lebt seit fünf Jahren im Irak. Die Situation der christlichen Minderheit ist nach seinen Worten immer schwieriger geworden. Im Durchschnitt erlebe das Land etwa 20 Terroranschläge pro Tag, viele davon in Bagdad. Hauptursache seien Machtkämpfe zwischen Schiiten und Sunniten. Sie richteten untereinander ein Blutbad an; aber auch Christen, die ohne nennenswerten Schutz seien, würden zur Zielscheibe von Extremisten.

Anglikanischer Pfarrer musste Bagdad verlassen

Der als „Pfarrer von Bagdad“ bekannte anglikanische Theologe Andrew White (Jerusalem) musste Ende letzten Jahres aus Sicherheitsgründen den Irak verlassen. Er leitete von 2005 bis 2014 die St. Georgs-Gemeinde in der Hauptstadt. Der 51-jährige pfingstkirchlich geprägte Engländer hat Todesdrohungen von IS erhalten, überlebte zahlreiche Angriffe und wurde gefoltert.

Auf Anraten des geistlichen Oberhaupts der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby (London), verließ er Ende vorigen Jahres den Irak. Der Kanonikus (Domherr) baut jetzt in Jerusalem ein Zentrum für Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern auf. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Seit seinem 33. Lebensjahr leidet er unter Multipler Sklerose.

Interview mit geflohenem irakischen Christenmädchen: ´Ich bitte Gott, unseren Verfolgern zu vergeben und auch ich vergeben ihnen (englische Untertitel)



© 2015 www.kath.net