Pastor Olaf Latzel übt scharfe Kritik an der evangelischen Kirche

27. Februar 2015 in Deutschland


Sie braucht dringend eine Reform hin zur Bibel und zu Jesus Christus - Jeder normale Mensch frage sich: „Warum soll ich glauben, wenn selbst die Kirche nicht mehr glaubt?“ - Erneuert seine Kritik an Reliquienverehrung


Berlin (kath.net/idea) Der wegen einer Predigt in die Kritik geratene Pastor Olaf Latzel (Bremen) hat Fehlentwicklungen in der evangelische Kirche angeprangert. So seien viele Pfarrer nicht mehr vom christlichen Glauben überzeugt. „Sie sprechen das Glaubensbekenntnis, ohne dahinterzustehen“, sagte der Theologe in einem Interview mit der Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (Ausgabe 26. Februar). Er habe Kollegen, die öffentlich – im Widerspruch zur Bibel – sagten, Jesus Christus sei nicht der einzige Weg zum Heil. Schon bei der Ausbildung junger Pfarrer wird der Glaube laut Latzel „systematisch kaputtgemacht, indem die Autorität der Bibel ausgehöhlt wird“. Latzel verweist darauf, dass der Begriff „Kirche“ vom griechischen „Kyrios“ – also „zum Herrn“ – komme: „Wenn das nicht mehr erkennbar ist, werden wir keinen Segen von Gott erhalten und bald auch keine Bedeutung mehr in dieser Welt haben.“

„Allein an Jesus Christus ausrichten“

Jeder normale Mensch frage sich: „Warum soll ich glauben, wenn selbst die Kirche nicht mehr glaubt?“ Die evangelische Kirche brauche dringend „eine Reform hin zur Bibel, hin zu Jesus Christus“. Latzel sieht die Kirche „mehr und mehr von einer Gesellschaftsphilosophie instrumentalisiert, die die Freiheit und die Unterschiede fürchtet“. Wohin es führe, wenn Kirche so etwas mitmache, habe man sowohl im Dritten Reich wie in der DDR bereits erlebt. „Wir haben uns allein an Jesus Christus auszurichten“, fordert Latzel. Er hatte am 18. Januar in einer Predigt vor Religionsvermischung gewarnt und sich gegen das gemeinsame Gebet von Christen und Muslimen gewandt: „Das ist Sünde, und das darf nicht sein. Davon müssen wir uns reinigen.“ Zur Frage, ob Christen mitmachen müssten, wenn Muslime sie einladen „zu ihrem Zuckerfest und all diesem Blödsinn“, sagte Latzel: „Nein, da müssen wir ganz sauber bleiben.“ Er mahnte Christen auch, keine Buddha-Statue – „so einen alten, fetten Herrn“ – in ihren Häusern aufzustellen: „Das ist Götzendienst.“ Vertreter aus Politik, Kirche und Medien warfen ihm daraufhin vor, Hass zu predigen. Latzel entschuldigte sich inzwischen für einige Formulierungen, steht aber weiter zum Inhalt der Predigt. Die Staatsanwaltschaft Bremen prüft, ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen den Pastor einleitet. Die Bremische Bürgerschaft bezeichnete die Predigt in einer Resolution als „aufwiegelnd und herabwürdigend“.

Christen können nicht Ja zu anderen Religionen sagen

In dem Interview wies Latzel die Vorwürfe zurück: „Wer das Evangelium predigt, kann keinen Hass verbreiten.“ Aus der Bibel gehe klar hervor, dass Jesus Christus der einzige Weg zu Gott sei. Dieser sage selbst: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Damit könne es für Christen kein Ja zu anderen Religionen geben. Der Pastor wandte sich gegen Forderungen nach einem „Haus des Einen“ in Bremen, unter dessen Dach sich eine Synagoge, eine Moschee und eine Kirche befinden sollen. Damit werde die Vorstellung propagiert, dass alle zum gleichen Gott beteten – „ob man Jude, Moslem oder Christ sei, spiele letztlich keine Rolle“. Diese Idee sei auch in der Kirche auf dem Vormarsch. Der Druck, den Gott der Bibel und den Allah des Koran gleichzusetzen, wachse vor allem nach Ereignissen wie den Terroranschlägen von Paris im Januar. Wer sich da noch verweigere, stehe schnell als „Extremist“ da und werde gar mit Terrororganisationen wie Al Kaida und „Islamischer Staat“ (IS) auf eine Stufe gestellt.

Gegen falsche Toleranz bei der Reliquienverehrung

Latzel verteidigte auch seine Kritik an der Reliquienverehrung in der katholischen Kirche. Für einen Christen seien Reliquien nicht zu tolerieren. Evangelische Kirchenmitglider sagten ihm inzwischen aus falsch verstandener Toleranz, „man wüsste doch gar nicht, ob Reliquien segnend wirkten oder nicht“. Dazu fragt Latzel: „Wofür wollt ihr eigentlich in zwei Jahren das 500. Jubiläum der Reformation feiern?“ Martin Luther (1483–1546) habe eigentlich keine neue Kirche angestrebt, sondern die Kirche vor allem von Götzendienst reinigen wollen. Latzel widersprach dem Vorwurf, er habe gegen Katholiken gehetzt. Er kenne „viele, wunderbare Katholiken“, die einen festen Glauben hätten. Zudem komme er selbst aus einer katholischen Familie und in vielem sei ihm die katholische Kirche näher als die evangelische. Aber beim Thema Reliquien müsse klar gesagt werden, was christliche Lehre und was Irrlehre sei.



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