Wissenschaftlerin fordert Debatte über medizinischen Fortschritt

11. Februar 2015 in Familie


Medizinischer Fortschritt trage nicht zur Emanzipation der Frau bei, sondern nötige Menschen zu Entscheidungen mit unüberschaubaren Konsequenzen. Das führe zu Machtgefälle und Entsolidarisierung in Gesellschaft, worunter besonders die Frauen litten.


München (kath.net/KNA) Die Politikwissenschaftlerin Janna Wolff fordert eine breite gesellschaftliche Debatte über den medizinischen Fortschritt bei der menschlichen Fortpflanzung. «Neue Methoden der Pränataldiagnostik, In-Vitro-Befruchtungen, Social Freezing – all dies suggeriert den Frauen die Möglichkeit fast grenzenloser Autonomie der eigenen Familien- und Lebensplanung», schreibt sie in einem Gastbeitrag in der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstag). Wolff arbeitet am Forschungsprojekt «Körperpolitik - politische Steuerung von Leben und Tod» an der Universität Bremen.

Der medizinische Fortschritt trage nicht zur Emanzipation der Frau bei, schreibt sie weiter, sondern nötige Menschen zu Entscheidungen mit unüberschaubaren Konsequenzen. Das führe zu einem Machtgefälle und einer Entsolidarisierung in der Gesellschaft, worunter besonders die Frauen litten. Dies werde insbesondere durch das Sozial Freezing, das Einfrieren von Einzellen zwecks Karriereplanung, gefördert. Bislang bieten US-Konzerne wie Google und Facebook ihren Mitarbeiterinnen diese Methode an.

Untersuchungsmöglichkeiten eines noch ungeborenen Kindes riefen zudem eine Angst vor dem eigenen Fehlverhalten hervor, so Wolff. «Dies führt dazu, dass werdende Eltern fast selbstverständlich pränataldiagnostische Angebote wahrnehmen.» Das verändere den Umgang mit behinderten Kindern. «Dass durch diese Tests eine gesellschaftliche Minderheit perspektivisch ausgelöscht wird, ist nur wenigen bewusst.»

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