Deutsche Bischöfe besorgt wegen «Drei-Eltern-Babys»

5. Februar 2015 in Familie


DBK-Pressesprecher Kopp: Die Methode stellt extremen Eingriff in die Genetik eines Menschen darstellt, die seine genetische Identität tangiert, deren Auswirkungen bis heute nicht klar sind».


Bonn (kath.net/KNA) Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben das Votum des britischen Unterhauses zur Freigabe eines neuen reproduktionsmedizinischen Verfahrens scharf kritisiert. Die unter dem Schlagwort «Drei-Eltern-Babys» firmierende Methode sei «nicht hinnehmbar, da sie einen extremen Eingriff in die Genetik eines Menschen darstellt, die seine genetische Identität tangiert, deren Auswirkungen bis heute nicht klar sind», erklärte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Mittwoch.

«Wenn der in Vitro erzeugte Embryo zudem der Präimplantationsdiagnostik unterzogen wird, sind Tür und Tor für eine Selektion zwischen lebenswerten und angeblich lebensunwerten Menschen geöffnet», so Kopp weiter. Auch der Weg zum Designerkind liege dann in Reichweite. «Wir müssen alles tun, damit das Verfahren aus Großbritannien keine Akzeptanz bei uns und weiteren Staaten Europas findet, da die Grenzen der genetischen Eingriffsmöglichkeiten ebenso wie die gespaltene Elternschaft und die Frage nach der Identität eines Menschen zur Debatte stehen.»

Die von britischen Forschern entwickelte gentechnische Methode zielt darauf ab, bei einer künstlichen Befruchtung die Weitergabe von schweren Erbkrankheiten wie Muskelschwund zu verhindern, die auf einem Defekt der Mitochondrien-DNA beruhen. Diese sitzt im Plasma der weiblichen Eizelle. Bei dem auch unter Wissenschaftlern umstrittenen Verfahren tauschen Mediziner die defekte DNA gegen die gesunde DANN einer erblich nicht belasteten Spenderin aus. Das Baby hätte damit die DNA von drei Menschen: dem Vater und zwei «Müttern».

Die Kirchen in Großbritannien hatten unter anderem «ernstzunehmende ethische Bedenken» gegen die Methode angemeldet. Das britische Unterhaus gab am Dienstag das Verfahren frei. In der Abstimmung ohne Fraktionszwang votierten 382 Abgeordnete mit Ja, 128 mit Nein. Am 23. Februar stimmt das Oberhaus ab; dessen Zustimmung gilt als sicher. Die ersten «Drei-Eltern-Babys» könnten dann im Herbst 2016 zur Welt kommen.

Medienberichten zufolge kommt jedes 200. Neugeborene in Großbritannien mit einer schweren Erberkrankung zur Welt, die auf einen Defekt bei den Mitochondrien zurückzuführen ist. Derzeit haben demnach rund 2.500 Britinnen das Risiko, eine defekte Mitochondrien-DNA weiterzugeben.

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