Mit Gott zum Sieg

30. Jänner 2015 in Jugend


Beim «Super Bowl»-Finale kommen Religion und Football zusammen. Von Thomas Spang (KNA)


Glendale (kath.net/KNA) Russell Wilson (24) hat keinen Zweifel, dass Gott mit im Spiel ist, wenn die Seahawks aus Seattle im Endspiel der National Football League (NFL) auf die New England Patriots aus Massachusetts treffen. Die offene Frage für den Star-Quarterback des Teams aus Seattle bleibt nur, auf welcher Seite der Allerhöchste beim größten US-Sportereignis des Jahres antritt. Dass seine Mannschaft überhaupt die Chance bekam, ihren im vergangenen Jahr errungenen Titel beim diesjährigen «Super Bowl» am Sonntag in Glendale gegen die Dauerfinalisten aus Boston zu verteidigen, schreibt Wilson auf jeden Fall göttlicher Intervention zu.

Nach einer Serie von Fehlpässen ihres Quarterbacks lagen die Seahawks vier Minuten vor Ende des Halbfinales mit sieben zu 19 Punkten gegen die Green Bay Packers aus Wisconsin zurück. Dann wendete sich das Blatt. Erst folgte der Ausgleich, dann der Sieg in der Nachspielzeit. «Gott hat arrangiert, dass es so dramatisch war, so erfüllend, so besonders», dankte Wilson tränenüberströmt in der Mannschaftskabine dem Himmel für die spektakuläre Aufholjagd.

Wilson steht mit dieser Ansicht keineswegs alleine da. Dass Gott «gläubige Athleten mit guter Gesundheit und Erfolg segnet», davon sind 53 Prozent aller 1.000 Befragten überzeugt, die das unabhängige «Public Religion Research Institut» (PRRI) in Washington für seine Erhebung vor dem «Super Bowl»-Finale repräsentativ ausgewählt hat. «Einer von vier Amerikanern glaubt, dass ein 'zwölfter Mann' auf dem Platz sein wird und sich die Hand Gottes vor dem Schlusspfiff zeigt», erläutert PRRI-Chef Robert Jones.

Was eine Erklärung dafür liefern mag, warum sich Spieler und Trainer öffentlich in Frömmigkeit üben. Von den Kindermannschaften bis zu den «Super Bowl»-Finalisten ist es beim American Football guter Brauch, vor der Partie gemeinsam zu beten. Besonders eifrige Spieler fallen nach einem Touchdown in der «End Zone» auf die Knie und zeigen mit dem Finger dankend zum Himmel. Und wenn ein Footballer verletzt zu Boden geht, rufen die Mitspieler nicht nur die Sanitäter, sondern auch den Herrn zu Hilfe.

«Wir nehmen die Vermengung von Football und Religion für so selbstverständlich, dass es kaum jemandem mehr auffällt», merkte Mark Edmundson kürzlich in einem Beitrag für das «Time»-Magazin an. Der Professor an der University of Virginia und Autor des 2014 bei Penguin erschienen Titels «Why Football Matters» sieht in dem beliebtesten Sport der USA den Spiegel einer Gesellschaft, die sich in einem dauerhaften Wertekonflikt befindet. Hier die frohe Botschaft des Evangeliums, die zu Frieden und Versöhnung aufruft, da der brachiale Kampf um den Sieg, für den die Spieler schwerste Verletzungen riskieren oder sich mit Dopingmitteln vollpumpen.

Die eigenartige Verbindung von Religion und rauem Sport symbolisiert, wenn auch unfreiwillig, ein Mosaik auf der Rückseite der «Hesburgh»-Bibliothek an der katholischen Universität von Notre Dame in South Bend, Indiana. Es zeigt den wiederauferstandenen Christus mit ausgebreiteten Armen. Weil der Erlöser gleich hinter der «End Zone» eines Football-Stadions überlebensgroß aufragt, haben die Fans dem Bild den Spitznamen «Touchdown-Jesus» verpasst.

Von der Hoffnung auf himmlische Intervention zeugt übrigens auch der «Hail Mary»-Pass, den Spieler in scheinbar ausweglosen Situationen kurz vor dem Abpfiff werfen. Er geht auf Quarterback Roger Staubach zurück, der 1975 im Playoff der Dallas Cowboys gegen die Minnesota Vikings mit einem langen Pass einen siegbringenden Touchdown vorbereitete. «Ich habe meine Augen geschlossen und ein 'Gegrüßet seist Du Maria' gesprochen», erklärte der Katholik damals sein Glück. Da darf man schon jetzt gespannt sein, wie der Gewinner an diesem Sonntag seinen Sieg erklärt.

Tebowing: Das haben wir Katholiken auch schon gemacht, bevor es modern wurde ;)



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