Frömmigkeit in der Ehe

26. Jänner 2015 in Kommentar


Es gibt Ehen, in denen ein Partner den jeweils anderen als „Nervensäge“ empfindet wegen seiner bzw. ihrer religiösen Praxis, die auch die Kinder, „nervt“ und vom Glauben eher weg- als zu ihm hinführt. kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Wer wüsste nicht: Nicht alle, aber viele Männer pflegen, witzig oder ernsthaft, über ihre Ehefrauen zu klagen, ebenso Frauen über ihre Männer!

Nun, Ehen, die nur glücklich sind, in denen die Partner sich nicht auch auf die Nerven gehen und in denen nicht auch in verletzender Weise manchmal gestritten wird, gibt es, aber wohl nicht in allzu großer Zahl.

Ja, aber es gibt auch Ehen, in denen ein Partner den jeweils anderen als „Nervensäge“ empfindet wegen seiner bzw. ihrer religiösen Praxis, die die ganze Familie, auch die Kinder, „nervt“ und vom Glauben eher weg- als zu ihm hinführt, ihm keine „Sympathiewerte“ einbringt! Besonders gefährdet sind Konvertiten, also Menschen, die eine wirkliche Umkehr erlebt haben, vom Glauben und missionarischem Eifer begeistert und erfüllt sind und darum meinen, alle Familien-Mitglieder müssten dies doch auch sein, es einsehen und ihr neues Leben mitmachen. Eine solche Situation kann ein wirkliches Leiden verursachen und die Familie geradezu spalten, im schlimmsten Fall sogar in Gefahr bringen, erst recht, wenn sie verbunden ist mit konfessionellen Unterschieden. Die Fragestellung ist keineswegs neu und leicht zu verstehen, je nachdem, wie ernst der religiös motivierte Partner den Glauben nimmt und wie weit davon entfernt der Andere ist, der das Gefühl hat, überfordert zu werden und einfach nicht „mitmachen zu können“. Banales Beispiel: Kaum springt der Motor zu einem Familienausflug an, kündigt „der fromme Partner“ einen Rosenkranz an und beginnt sofort laut zu beten!

Noch dramatischer wird die Situation, wenn ein unerleuchteter Priester den „frommen Partner“ in seinem religiösen Eifer nur bestärkt und diesen anheizt, statt ihn in richtige Bahnen zu leiten.

Vor kurzem sagte mir eine Frau, die ihren Glauben sehr, sehr ernst nimmt, sich nach Gott sehnt und, wenn sie Aussicht auf eine hl. Messe hat, sich schon beim Aufwachen „auf Jesus wirklich freut“! Aber, sie achtet darauf, ihren Mann und ihre Kinder nicht zu „nerven“, lieber verzichtet sie auf einen Gottesdienst, auf irgendeine pfarrliche Veranstaltung oder auf einen Rosenkranz als dass sie riskieren würde, ihren Mann oder ihre Kinder irgendwie zu verstimmen, zu belasten, zu „nerven“!

Ist das falsch, zu wenig mutig im Bekennen? Nein, im Gegenteil, ganz richtig, ganz katholisch, und dafür hat sie die Autorität des großen, klugen Seelsorgers, des hl. Franz von Sales auf ihrer Seite.

Denn dieser lehrte: Der Ehepartner, der nicht oder viel weniger im Glauben lebt als der andere, sollte sagen können: Wie angenehm mein Mann bzw. meine Frau geworden ist, seit er bzw. sie wirklich gläubig geworden ist! Natürlich, es hat auch im Zusammenleben schwierige Heilige gegeben, aber das ist kein Widerspruch zum Gesagten. Fehler sind auch dann Fehler, wenn sie ein Heiliger begeht. Aber davon abgesehen: Es kann einem Menschen nichts Besseres passieren als mit einem Heiligen verheiratet zu sein, der der Anleitung des Hl. Franz von Sales gemäß seine Ehe lebt.

Wenn andere sich über ihren Ehepartner beklagen, müsste der, der mit einem „Heiligen“ verheiratet ist, eigentlich sagen können: „Was redet ihr da, ich bin glücklich mit meinem Partner, es ist wunderbar, er ist Christ, mit ihm zu leben – nicht ‚obwohl er fromm‘“ ist, sondern ‚weil‘ er es ist! Wir sind nicht immer einer Meinung, aber streiten, einander verletzend streiten tun wir wirklich nie und auch im Ehebett ist es noch schöner geworden seit der Umkehr zum Glauben, unsere Beziehung ist vor allem von Zärtlichkeit und Rücksichtnahme geprägt!“

Dazu einige stilistisch angepasste Zitate aus den Werken des hl. Franz von Sales:

In seiner Zeit war der häufigere Empfang der hl. Kommunion oft noch ein Problem. Hinsichtlich daraus entstehender Spannungen schreibt der Heilige einer Frau: „Es ist manchmal notwendig, Unseren Herren zu lassen aus Liebe zu Jesus und um den anderen Familienmitgliedern angenehm zu sein… Wenn Sie fürchten, die anderen durch den Kommunion-Empfang aufzuregen, dann begnügen Sie sich mit der geistlichen Kommunion.“ Denn in solchen Fällen dient man Gott besser, wenn man aus Nächstenliebe auf die wirkliche Kommunion verzichtet!“

Einer anderen frommen Frau, die offenbar ein Problem mit ihrem Mann bekommen hatte, stellt er die Gewissens-Frage: „Vielleicht haben Sie ihrem guten Gatten Veranlassung gegeben, sich um Ihre Frömmigkeit zu sorgen und sich dagegen aufzulehnen? Was weiß ich, etwa dadurch, dass Sie ein wenig zu geschäftig und übereifrig waren und die anderen Familienmitglieder drängen und zu etwas zwingen wollten? Wenn dem so ist, so ist dies zweifellos der Grund, warum sie sich jetzt dagegen auflehnen.“ Der Heilige mahnt die fromme Frau: „Wenn möglich, sollen wir vermeiden, dass unsere Frömmigkeit unangenehm wird. Machen Sie unserer Frömmigkeit Ehre; lassen Sie sie allen Menschen Ihrer Umgebung, vor allem aber Ihrer Familie, sehr liebenswert erscheinen“, was bedeuten kann, die Familie nicht unter dem Vorwand der Frömmigkeit allein zu lassen und sich dem Willen des Ehepartners anzupassen.

Der Heilige konkretisiert immer wieder die katholische Lehre (nach Thomas von Aquin), dass die Gnade die menschliche Natur (und dazu gehört auch die Ehe!) niemals stört oder gar zerstört, sondern immer nur reinigt und zur Vollendung bringt. So schreibt er: „Wie glücklich werden Sie sein, wenn Sie richtig Maß halten. Nein, echte Frömmigkeit verdirbt nichts; im Gegenteil, sie macht alles vollkommen. Verträgt sie sich nicht mit Beruf oder Ehe und Familie, dann ist sie gewiss nicht echt.“ Im Gegenteil: „Die echte Frömmigkeit schadet keinem Beruf, keiner Arbeit und natürlich auch nicht der Liebe; im Gegenteil, sie gibt ihnen Glanz und Schönheit. Die Sorge für die Familie wird friedlicher, die Liebe zum Gatten echter, jede Arbeit angenehmer und liebenswerter.“

Seiner Überzeugung kurzer Sinn: Sieh die Eheleute, die so herzlich miteinander leben und einander mit einer Ehrfurcht begegnen, die nicht denkbar ist ohne eine große Liebe. Sieh, diese Frommen verbinden die Liebe zum Gatten mit der Liebe zum himmlischen Bräutigam! „Sieh dich um: Du findest sie in heiliger, gütiger, liebevoller Haltung; sie hören auf unseren Herrn und möchten ihn in ihrem Herzen tragen. Sie freuen sich, aber ihre Freude ist schön, liebevoll, geordnet. Sie lieben einander als Mann und Frau, ihre Liebe ist heilig und ganz rein.“

Die Folge ist: Freude und Veränderung der Familie. Denn „nie hat jemand von der Frömmigkeit verkostet, ohne sie köstlich zu finden. Ich bin sicher, dass diese Fröhlichkeit und geistige Freude um sich greift und mit ihrem kostbaren Duft das familiäre Leben erfüllt. Wenn jemand die Frömmigkeit liebt, sollte er so handeln, dass alle ihr Achtung und Ehrerbietung entgegenbringen; das werden sie auch tun, wenn sie deren gute und angenehme Auswirkungen sehen.“

Der Stil des Heiligen ist seiner Zeit entsprechend, aber das, was er sagt, ist zeitlos gültig für alle Ehen unter Christen, die eine gute, glückliche Ehe führen wollen!

kath.net-Buchtipp
Klartext III
Dialog mit dem Zeitgeist
Von Andreas Laun
Taschenbuch, 104 Seiten
2014 Dip3 Bildungsservice Gmbh
ISBN 978-3-902686-59-6
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