Missbrauchsprozess gegen Ettaler Benediktiner

19. Jänner 2015 in Chronik


Dem heute 44-jährigen Geistlichen wird zur Last gelegt, sich zwischen 2001 und 2005 in mehr als 20 Fällen an vier Schülern zwischen 12 und 15 Jahren vergangen zu haben.


München (kath.net/KNA) Ein Ettaler Benediktinerpater muss sich ab 22. Januar wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vor dem Landgericht München II verantworten. Dem heute 44-jährigen Geistlichen wird zur Last gelegt, sich zwischen 2001 und 2005 in mehr als 20 Fällen an vier Schülern zwischen 12 und 15 Jahren vergangen zu haben. Der sportliche Pater war damals Präfekt im Internat und Religionslehrer am Gymnasium der Abtei. Für den Prozess hat die Jugendkammer sieben Verhandlungstage anberaumt.

Die Staatsanwaltschaft hatte die Klage bereits im Dezember 2010 eingereicht. Warum die Strafsache erst jetzt verhandelt wird, konnte eine Gerichtssprecherin auf Anfrage nicht sagen. Vom Verteidiger des Angeklagten war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten. Nach der Anklageerhebung hatte der Düsseldorfer Rechtsanwalt gegenüber den Medien betont, sein Mandant sei unschuldig. Auch strengte er ein Glaubwürdigkeitsgutachten gegen einen der Hauptbelastungszeugen an.

Die Verantwortlichen des Klosters wollen sich angesichts des schwebenden Verfahrens nicht äußern, wie ein Sprecher der Abtei wissen ließ.

Der Angeklagte trat 1995 in Ettal ein. Am 7. Mai 2005 wurde er aus dem Internat abgezogen, nachdem der Klosterleitung Distanzlosigkeiten gegenüber Schülern bekanntgeworden waren. Bis heute heben die Verantwortlichen hervor, dass zum damaligen Zeitpunkt keine Missbrauchsvorwürfe im Raum gestanden seien. Ein psychiatrisches Gutachten bei einem renommierten Fachmann habe zudem keine Hinweise auf eine pädophile Veranlagung bei dem Mitbruder ergeben. Dieser wurde daraufhin in die Ettaler Filiale Wechselburg in Sachsen versetzt. Dort war der Pater bis 2010 unter anderem ein beliebter Jugendseelsorger.

Als beim Erzbistum München und Freising im Zuge der Enthüllungen des Frühjahrs 2010 neue Vorwürfe gegen den Ordensmann eingingen und sowohl Abt wie Schulleiter von Ettal vorübergehend zurücktraten, wurde der Pater auch von seinen Seelsorgeaufgaben in Wechselburg entbunden. Er lebt heute nicht mehr in klösterlicher Gemeinschaft.

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