Differenziertere Debatte über Religion und Gewalt

18. Jänner 2015 in Deutschland


Bischof Hanke: Kein leichtes Urteil über Verletzungen religiöser Überzeugungen durch Satire.


Eichstätt (kath.net/ KNA)
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat nach den Terroranschlägen von Paris für mehr Differenzierungen in der Debatte über den Zusammenhang von Gewalt und Religion geworben. Sie dürfe nicht «in einen Kreuzzug gegen jede Religiosität und Religion» abgleiten, mahnte Hanke beim Neujahrsempfang seines Diözesanrats am Samstag in Eichstätt.

Die Buntheit der Herkünfte, der Religionen und Kulturen unter dem Dach der Toleranz, habe Zukunft, betonte er. Religionsfreiheit gelte aber nicht nur für das Verhältnis des Staates zu den Glaubensrichtungen, auch die Bürger müssten sie sich gegenseitig gewähren. Menschen dürften nicht physisch bedroht werden, «wenn sie einen fremd erscheinenden Glauben haben oder ihren Glauben wechseln möchten».

Hanke räumte ein, dass auch Christen im Laufe der Geschichte im Namen Gottes Gewalt angewendet hätten. Zugleich erinnerte der Bischof an die friedlichen Anfänge des Christentums. Dem Missbrauch der Gewalt sei erst durch die «Hochzeit von Kirche und Politik» im vierten Jahrhundert die Tür geöffnet worden. Doch selbst danach habe sich kein christlicher Krieger auf den Gründer seiner Religion berufen können. Jesus Christus habe vielmehr um des Gottesreiches willen zum Gewaltverzicht aufgerufen und dafür den Tod erlitten.

Kritisch äußerte sich Hanke zum Umgang der Medien mit der Religion. Presse- und Meinungsfreiheit müssten verantwortlich gebraucht werden. Wo Satire über ein zumutbares Maß hinaus religiöse Überzeugungen verletze, sei nicht immer leicht zu beurteilen. Aber auch eine säkulare Gesellschaft brauche «einen praktizierten Grundrespekt vor religiösen Überzeugungen». Insofern dürfe Satire «nicht einfach alles».

Das Pariser Magazin «Charlie Hebdo», in dessen Redaktion Islamisten das Massaker verübt hatten, verortete der Bischof «in der Tradition eines antireligiösen französischen Laizismus». Des öfteren habe es sich nicht nur über die Grenzen religiöser Gefühle von Muslimen, sondern gerade auch von Christen hinweggesetzt. Er als Christ müsse keineswegs «Charlie sein» und könne dennoch die Pressefreiheit entschieden befürworten und angesichts der Mordopfer in Paris zutiefst betroffen sein, erklärte Hanke.

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Foto: (C) PD Eichstätt


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