Dresdner Bischof: Pegida nicht pauschal verurteilen

15. Jänner 2015 in Deutschland


Katholischer Bischof Koch sieht unterschiedlichste Sorgen und Befürchtungen bei Montagsdemonstranten - Anliegen wahrnehmen und ins Gespräch bringen, dabei darf aber Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz "auch in Zukunft kein Platz" gegeben werden


Bonn (kath.net/KNA) Dresdens katholischer Bischof Heiner Koch hat davor gewarnt, die Pegida-Demonstranten "reflexartig als rechtsextrem einzustufen". Pegida diene "in erster Linie als Sammelbecken derer, die sich im politischen System nicht mehr repräsentiert sehen und hauptsächlich ihre Unzufriedenheit mit der Politik zum Ausdruck bringen wollen", erklärte Koch auf Anfrage der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA am Donnerstag in Dresden. Das Stichwort "Islamisierung" sei dabei nur eine Klammer, die eine breite Themenpalette unterschiedlichster Sorgen und Befürchtungen zusammenhalte.

Koch sah sich durch eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der Technischen Universität (TU) Dresden bestätigt. Dabei gaben drei Viertel der interviewten Demonstranten an, dass Islam und Islamisierung für sie keine Rolle spielen. Als Hauptmotiv für die Teilnahme an den Kundgebungen nannten 54 Prozent eine generelle "Unzufriedenheit mit der Politik", gefolgt von Kritik an Medien und Öffentlichkeit (20 Prozent) sowie grundlegenden Ressentiments gegenüber Zuwanderern und Asylbewerbern (15 Prozent). Allerdings sind laut Auswertung bei 42 Prozent der Befragten Vorbehalte gegenüber Muslimen oder dem Islam besonders ausgeprägt.

Die Politikwissenschaftler der TU Dresden hatten in den vergangenen drei Wochen rund 400 Pegida-Teilnehmer befragt. Sie räumten ein, dass zwei Drittel der angesprochenen Demonstranten Antworten verweigert hatten.

Bischof Koch rief dazu auf, die "ernsthafte Anliegen dieser augenscheinlich nicht unbedeutenden Bevölkerungsgruppe wahrzunehmen und ins Gespräch zu bringen". Zugleich betonte er, dass für Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und anti-demokratische Strömungen "auch in Zukunft kein Platz in unserer Gesellschaft sein darf".

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