Abdullah-Zentrum: Kardinal Schönborn rät zu Besonnenheit

15. Jänner 2015 in Österreich


Wiens Erzbischof zum von Saudi-Arabien, Spanien und Österreich getragenen KAICIID: "Einfach zusperren wäre gerade jetzt kontraproduktiv“ - Finanziert wird die Einrichtung fast ausschließlich von Saudi Arabien.


Wien (kath.net/pew) Die katholische Kirche rät zu Besonnenheit und ist dagegen, übereilt die Zusammenarbeit mit dem "König-Abdullah-Zentrum" (KAICIID) abzubrechen. Das erklärte Christoph Kardinal Schönborn (Foto) in einer Stellungnahme am Mittwoch, 14. Jänner 2015, zu dem von Saudi-Arabien, Spanien und Österreich gegründeten Dialogzentrum mit Sitz in Wien.

"Gerade jetzt braucht es Brücken zwischen den Kulturen und Orte des Dialogs, vor allem dort, wo Entwicklungen besonders notwendig und die Beziehungen problematisch sind. Die österreichischen Behörden müssen Institutionen wie dem KAICIID gegenüber selbstverständlich wachsam sein und genau hinschauen. Einfach zusperren wäre aber gerade jetzt kontraproduktiv", so Kardinal Schönborn.

„Brücken schneller abgebrochen, als wieder aufgebaut“

Gegen einen Ausstieg aus dem KAICIID hat sich auch Bundespräsident Heinz Fischer ausgesprochen. "Brücken sind schneller abgebrochen als wieder aufgebaut", heißt es dazu in einer Presseaussendung der Präsidentschaftskanzlei am Mittwoch. Die Sinnhaftigkeit des Dialoges zwischen verschiedenen Religionen und Weltanschauungen sei seit der Gründung des Zentrums "nicht geringer geworden - eher im Gegenteil". Kritik am Rechtssystem in Saudi-Arabien wie z.B. Todesstrafe oder Auspeitschung, die im Rahmen eines Dialogprozesses möglich und gerechtfertigt ist, würde durch einen Abbruch der Mitwirkung im Dialogzentrum nicht wirksamer, sagte der Bundespräsident.

Das "König-Abdullah-Zentrum für Interkulturellen und Interreligiösen Dialog" wurde durch ein völkerrechtliches Abkommen zwischen Spanien, Österreich und Saudi-Arabien ins Leben gerufen. Finanziert wird die Einrichtung fast ausschließlich von Saudi Arabien. An der feierlichen Eröffnung am 26. November 2012 in der Wiener Hofburg nahmen neben Vertretern der Gründungsstaaten auch UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon teil, der die Errichtung des Zentrums damals ausdrücklich unterstützte. Der Heilige Stuhl, der seit der Gründung des KAICCID Beobachterstatus hat, war bei der Eröffnung durch Kurienkardinal Jean Louis Taurant repräsentiert. Dieser mahnte damals in seiner Ansprache mit Blick auf die schon vorhandene Kritik und Skepsis an, dass das Zentrum die universelle und weltweite Religionsfreiheit fördern müsse.

Das KAICIID wird von einem "Board of Directors" geleitet, das aus Vertretern der großen Weltreligionen (Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus) und Kulturen besteht. Die katholische Kirche wird durch den Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Miguel Angel Ayuso Guixot, vertreten.

Das Schicksal jenes Bloggers, der wegen eines Aufrufes zur Religionsfreiheit in Saudi-Arabien zu 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden war, hat jüngst erneut Kritik am KAICIID ausgelöst. So hat sich Kanzleramts- und Kultusminister Josef Ostermayer (SPÖ) am Mittwoch für ein möglichst rasches Ende ausgesprochen. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Dienstag erklärt, mit einer Entscheidung noch bis Jahresmitte warten zu wollen.

Österreich kann das umstrittene Abdullah-Zentrum nicht ohne Zustimmung der beiden anderen Gründerstaaten, Saudi-Arabien und Spanien, auflösen. Der Gründungsvertrag des KAICIID verlangt dafür die Einstimmigkeit aller Vertragsparteien. Die Republik kann allerdings die Neuwahl der Führung und den Beschluss eines Budgets blockieren. Seinen Austritt aus dem Abdullah-Zentrum kann die Österreich jedoch jederzeit deponieren und sich mit einer Frist von drei Monaten aus der Organisation zurückziehen.

Foto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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