Pfarrgemeinde: 'Die große Erstkommunionsfeier gibt es nicht mehr'

7. Jänner 2015 in Deutschland


Heilig-Kreuz-Gemeinde (Bistum Münster) führt grundsätzliche Änderungen in der Erstkommunionpastoral ein. Pfarrer Frings: Die Erstkommunion ist „kein katholischer Voodoo-Zauber, bei dem man ein Mal Zauberbrot isst und plötzlich alles anders ist“.


Münster (kath.net) „Die große Erstkommunionsfeier gibt es nicht mehr.“ Dies sagte Pastor Thomas Frings von der Heilig-Kreuz-Gemeinde Münster. Darüber berichteten die „Westfälischen Nachrichten“. Die Pfarrgemeinde wolle den Hype rund um das Fest beenden, denn „da wird Wasser einmal zum Kochen gebracht und dann wieder in den Kühlschrank gestellt. Aber es wird nicht getrunken“, erläuterte Pastor Frings. „Die Kommunion soll keinen Platz im Album bekommen, sondern im Leben“. Er stellte weiter fest: „Die Welt hat sich verändert, nur das Vorgehen unserer Kirche hat sich zu wenig darauf eingestellt“.

Der Pastor stellte ausdrücklich fest, dass die Erstkommunion „kein katholischer Voodoo-Zauber ist, bei dem man ein Mal Zauberbrot isst und plötzlich alles anders ist“. Vielmehr sei die Kommunion ein Fest der Erinnerung, das nicht zuletzt auch auf den regelmäßigen Gottesdienstbesuch vorbereite. Zentral sei die Erinnerung an die Erlösung durch Jesus Christus.

Die Gemeinde schafft das Fest nicht ab. Alle interessierten Kinder der Gemeinde können ein feierliches Fest der Tauferinnerung feiern, bei der die Kinder mit Taufschal und Kerze vorn am Altar stehen. Jedes erhält den Einzelsegen von ihren Eltern, Paten und dem Geistlichen. Er habe „bisher bei noch keiner Erstkommunion so viele Eltern und Paten mit Tränen in den Augen gesehen wie bei der Tauferneuerung“, berichtet Pastor Frings. Nach der Tauferneuerung können Familien aus dem Vorbereitungskurs aussteigen, was etwa ein Drittel der Eltern in Anspruch nahm. Die anderen Familien bereiten sich dann auf die eigentliche Erstkommunion, dem Erstempfang der Hl. Eucharistie, vor.

Die Eltern reagierten überrascht, aber nicht verständnislos. Zwar sei ihre Vorstellung von Erstkommunion nun „Knall auf Fall über den Haufen geschmissen“ worden, sagte eine Mutter. Doch ihre Familie feiere nun eben zweimal: erst das Tauferinnerungsfest, dann die Erstkommunion. Sie könne die Entscheidung der Pfarrei inhaltlich verstehen.

Pfarrgemeinden würden seit Jahrzehnten „unglaubliche Ressourcen an Zeit, Personal und Ideen in die Kommunionvorbereitung“ stecken, berichtete der Pfarrer. Doch sei dieser Einsatz vergebens. „Wir wissen, dass die Zahl der Gottesdienstbesucher jedes Jahr sinkt. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass wir bisher mit dem, was wir tun, das Gegenteil von dem erreichen, was wir erreichen wollen.“ In seiner Pfarrei gingen nur noch drei Prozent der Kirchenmitglieder in die Gottesdienste, sie sei damit das Schlusslicht des Bistums Münster, wo der Messbesuch sonst noch bei rund zehn Prozent liege. Deswegen seien er, das Seelsorgeteam und der Pfarreirat seien zu dem Ergebnis gekommen, dass gerade die Gemeinde Heilig Kreuz in der Lage sei, neue Wege zu beschreiten.

Das Bistum Münster verwies auf Anfrage der „Westfälischen Nachrichten“ auf seinen Pastoralplan: „Das Bistum fördert differenzierte Wege (...), um den Glauben anzubieten, zu verkünden, zu erneuern und zu vertiefen.“ Damit strebe das Bistum „die Einübung einer lebensgemäßen liturgischen Feierkultur, besonders auch in Bezug auf die Feier der Sakramente“ an.


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