Politik und Kirchen streiten weiter über Pegida

29. Dezember 2014 in Deutschland


Unklare Haltung von Politik und Kirche gegenüber den Demonstrationen.


Bonn (kath.net/ KNA)
Die Demonstrationen der islamkritischen Initiative Pegida sorgen weiter für Diskussionen. Es sei «erstaunlich, wie viele Leute, die ihr Christentum kaum noch praktizieren, auf einmal das christliche Abendland in Gefahr sehen», sagte der Bundesvorsitzende des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), Bernd Wehner, am Sonntag in Essen.

Die Mehrheit der Muslime in Deutschland lehne radikale islamistische Gruppierungen ab. Deshalb wäre es, so Wehner weiter, «wünschenswert, wenn sie sich auch in der Öffentlichkeit noch stärker von radikalen Gruppen distanzieren würden». Umgekehrt müssten gerade Christen deutlich machen, dass Nächstenliebe keine Feindbilder zulasse, und den Dialog mit den Muslimen pflegen.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKir), Manfred Rekowski, sprach sich für eine deutlichere Positionierung der Kirchen bezüglich Pegida aus. «Diese Demonstrationen gefährden den Zusammenhalt der Gesellschaft», so Rekowski in der Zeitung «Express» (Montag). Er wolle jedoch wissen, was die Menschen dazu bewege, auf die Straße zu gehen.

Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) rief in Berlin zu mehr Gelassenheit im Umgang mit Pegida auf. Demonstrationen seien in der Demokratie ein Stück Normalität, sagte er dem ZDF. Den Inhalten der Bewegung dürfe man nicht gleichgültig gegenüberstehen, aber: «Man darf sie aber auch nicht überdramatisieren», so Altmaier.

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl appellierte an die Politik, sich keine Agenda aufzwingen zu lassen. «Wer nach rechts schielt und seine Politik danach ausrichtet, leitet Wasser auf die Mühlen der Rechten», sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt in Frankfurt am Main. Die Organisation bezog sich damit auf Kritik von Unions-Fraktionsvize Hans-Peter Friedrich (CSU) an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Friedrich hatte Merkels politischen Kurs mitverantwortlich für das Erstarken von Pegida gemacht. Linkspartei-Chef Bernd Riexinger warf Friedrich im «Tagesspiegel Online» vor, mit diesen Äußerungen die Pegida-Anhänger zu stärken.

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