Verwaltungsgericht verbietet Krippenspiel in Worms

17. Dezember 2014 in Deutschland


Pfarrer enttäuscht – Aufführung findet an anderem Ort statt


Mainz/Worms (kath.net/idea) Ein Krippenspiel in Worms hat zu einer juristischen Auseinandersetzung geführt. Das Verwaltungsgericht Mainz bestätigte am 16. Dezember in einer Eilentscheidung den Beschluss der Stadt Worms, der evangelischen Luthergemeinde auf dem städtischen Weihnachtsmarkt die Aufführung des Stückes zu verbieten, mit der sie auf das Schicksal von Flüchtlingen hinweisen wollte. Die Aktion verletze die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes, hieß es zur Begründung. Bei der Entscheidung sei auch berücksichtigt worden, dass die Stadt der Luthergemeinde alternative Orte für die Aufführung angeboten habe. Pfarrer Fritz Delp von der Luthergemeinde zeigte sich gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea enttäuscht von dem Urteil. Seine Gemeinde werde das Stück dennoch aufführen – allerdings nun einige Meter abseits von der zentralen Krippe auf dem Weihnachtsmarkt.

Stadt Worms: Es muss Bereiche ohne Probleme geben

Zum Hintergrund: Der Runde Tisch der Luthergemeinde gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus wollte das Stück über die Flucht von Maria und Josef nach Ägypten und den Kindermord von Bethlehem aus dem neutestamentlichen Matthäusevangelium auf dem Weihnachtsmarkt vortragen, weil das Fluchtgeschehen zu Weihnachten gehöre. Die Stadt Worms wies dieses Ansinnen zurück. Die Aufführung störe die besinnliche Stimmung und passe nicht ins Konzept des Marktes, weil es nicht kindgemäß sei. Man befürchte „Irritationen“ bei den Besuchern. Wörtlich heißt es: „Auch im öffentlichen Raum muss es Bereiche geben, die von gesellschaftlichen Problemen und Auseinandersetzungen freizuhalten sind.“ Die Stadt begründete ihre Absage auch mit dem Hinweis darauf, dass der Runde Tisch das Krippenspiel nicht ausreichend von einer regelmäßig stattfindenden Mahnwache abgegrenzt habe. Seit dem Einzug eines NPD-Politikers nach den Kommunalwahlen im Mai dieses Jahres in den Stadtrat organisiert der Runde Tisch vor jeder Sitzung eine Mahnwache auf dem Marktplatz.

Für einen guten Geist in den Amtsstuben

In einer Erklärung appellierte das Evangelische Dekanat Worms-Wonnegau an die Verantwortlichen im Rathaus, gerade in der Vorweihnachtszeit einen guten Geist in die Amtsstuben einziehen zu lassen. Wörtlich heißt es: „Es muss nicht gleich der Heilige Geist sein, es genügt der Geist unseres Grundgesetzes.“


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