Tod am Nil

14. Dezember 2014 in Aktuelles


Exodus-Verfilmung von Ridley Scott mit fulminanten Bildern - von Anna Mertens (KNA).


Berlin (kath.net/ KNA)
Unaufhaltsam breitet sich das burgunderfarbene Rot im Wasser des Nils aus: Die Lebensader Ägyptens wird von Blut verseucht. Und das ist erst der Anfang. Es folgen Krankheit, Naturgewalten und Tod - eine Plage übertrifft die nächste. Denn Gott stellt die Ägypter auf die Probe, zermürbt das herrschende Volk und ermöglicht den Auszug der Israeliten aus der Knechtschaft in das Gelobte Land. Das gewaltige Ausmaß der Erzählung und die Bedeutung der Figur Moses hätten ihn fasziniert, erklärt Regisseur Ridley Scott bei der Vorstellung seines neuen Epos «Exodus - Götter und Könige» in Berlin. Die imposante Bibel-Verfilmung, die am 25. Dezember in die deutschen Kinos kommt, bezeichnet er als «große Chance».

In 150 Minuten erzählt der Film den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Die Geschichte beginnt bei dem jungen Moses, der wie ein Bruder neben Thronfolger Ramses im luxuriösen Palast des Pharaos aufwächst. Es folgen seine Vertreibung aus dem Palast, als klar wird, dass er Hebräer ist, seine Begegnungen mit Gott und sein Hineinwachsen in die Rolle als Anführer des auserwählten Volkes, bis zur finalen Schlacht und der Reise ins Gelobte Land.

Scott arbeitet mit gewaltigen Bildern. Immer wieder streift die Kamera durch weite Berg- und Wüstenlandschaften. Die ägyptische Stadt Memphis beeindruckt mit monumentalen Bauten. Für den Film wurden mehr als 4.000 Statisten und 700 Darsteller gecastet. Gedreht wurde unter anderem in Südspanien und auf Fuerteventura. Alles sei monumental in den Film, sagt der 77-Jährige.

An vielen Stellen bleibt der Regisseur bibeltreu. Die Abfolge der Plagen, die Ehe zwischen Moses und Zippora, der brennende Dornenbusch auf dem Berg Horeb, Moses' Weg zurück nach Memphis, das sich aufspaltende Meer. An anderen Stellen schmückt Scott aus.

Hauptdarsteller Christian Bale führt das auf Leerstellen in der Originalvorlage zurück. Die jüdische Mischna, eine Zusammenstellung außerbiblischer Überlieferungen, sei im Grunde nur dazu da, die Lücken im Alten Testament zu schließen, meint der britische Schauspieler. «Und es gibt viele Lücken in der Bibel», fügt der Oscarpreisträger hinzu.

So bleibe in der Bibel völlig offen, was nach der Rettung von Moses aus dem Schilf passiere und auch die Jahre als junger Mann im Palast der Pharaos seien abgesehen von der Tötung eines ägyptischen Wächters nicht beschrieben. Andere Stellen kämen indes unglaublich detailliert daher, sagt der 40-Jährige. Moses sei in seinen Augen «ein zwiegespaltener Mann» gewesen, «ein Mensch der Extreme, der oft mit Gott gerungen hat».

Genau diese Zwiegespräche mit Gottes Botschafter, einem kleinen Jungen, setzt Scott immer wieder als dramaturgischen Kniff ein. Die Gespräche sind teils heftige Auseinandersetzungen, bei denen nur Moses den Jungen sehen kann. Josua, Moses Nachfolger als Anführer der Israeliten, gespielt von Aaron Paul, beobachtet heimlich diese Szenen. Dabei hat er den Eindruck, dass Moses aufgewühlt und oft zornig zu sich selbst spricht. Für die Kinozuschauer werde Gott auf diese Weise auch zu einer Art Spiegelbild der Gewissensbisse von Moses, erklärt Regisseur Scott. So habe Moses im Palast des Pharao seine Herkunft und das schwere Schicksal seines Volkes vergessen und trage später ungleich schwerer an der Verantwortung, sein Volk aus Ägypten herauszuführen.

Bale geht in der Rolle der hin- und hergerissenen Hauptfigur auf. Zu Anfang als Ziehbruder Ramses' hat Moses scheinbar nichts mit Religion am Hut. Auch seine Erkenntnis, dass er hebräische Wurzeln hat, scheinen ihn trotz seiner religiösen Frau kaum zu beeinflussen. Erst durch seine Gottesbegegnung ändert sich alles. Im Fieberwahn beteuert er gegenüber seiner Frau Zippora, dass er dem göttlichen Auftrag folgen müsse. «Wie zum Teufel soll ich Moses spielen können?», sei seine erste Reaktion auf Scotts' Angebot gewesen, erzählt Bale. Aber die Herausforderung anzunehmen, habe großen Spaß gemacht. «Einen faszinierenderen Charakter als Moses gibt es nicht.»

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