Die ‚Rache Gottes’ – die Tröstung im Herrn – die Mutter Kirche

9. Dezember 2014 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Eine Museums-Kirche ist nutzlos. Freudlose Museums-Christen sind unfruchtbar und kinderlos. Die Kirche ist zärtliche Mutter und darf keine alte Jungfer sein. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott“, und öffnet der Tröstung des Herrn die Tür! In seiner Predigt am Dienstag der 2. Woche im Advent bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ ging Papst Franziskus von der ersten Lesung aus dem Buch Jesaja aus (40,1-11). Der Prophet spricht vom Ende der Drangsal Israels nach dem Exil in Babylon.

„Das Volk bedarf der Tröstung“, so der Papst: „Die Gegenwart des Herrn selbst tröstet“. Dabei aber handle es sich um einen Trost, der gleichzeitig auch Drangsal sei. Dennoch sei es so, dass wir gewöhnlich die Tröstung scheuten: „Wir hegen Misstrauen. Es ist bequemer für uns in unseren Dingen, bequemer auch in unseren Verfehlungen, in unseren Sünden. Das ist ‚unser Land’“. Wenn dagegen der Heilige Geist und die Tröstung kämen, versetzten diese uns in einen anderen Zustand, den wir nicht kontrollieren könnten: „in den Zustand der Hingabe an die Tröstung des Herrn“.

„Die stärkste Tröstung ist jene der Barmherzigkeit und der Vergebung“, unterstrich Franziskus und erinnerte an den Schluss des sechzehnten Kapitels des Buchs Ezechiel, als Gott nach der Aufzählung der vielen Sünden des Volkes sage: „Ich habe mit dir gemacht, was du gemacht hast; du hast den Eid missachtet und den Bund gebrochen. Aber ich will meines Bundes gedenken, den ich mit dir in deiner Jugend geschlossen habe, und will einen ewigen Bund mit dir eingehen“ (16,59-60). So sei dies „die Rache Gottes“: die Tröstung und die Vergebung, denn so sei unser Gott: „Dann sollst du dich erinnern, sollst dich schämen und vor Scham nicht mehr wagen, den Mund zu öffnen, weil ich dir alles vergebe, was du getan hast – Spruch Gottes, des Herrn“ (V. 63).

Aus diesem Grund sei es gut zu wiederholen: „Lasst euch vom Herrn trösten, er ist der Einzige, der uns zu trösten vermag“ – auch wenn wir daran gewöhnt seien, „kleine Tröstungen zu mieten, die ein wenig selbstgemacht, doch letztlich zu nichts nütze sind“.

Dann ging der Papst auf das Tagesevangelium mit dem Gleichnis vom verirrten Schaf ein (Mt 18,12-14):

„Ich frage mich, worin die Tröstung der Kirche besteht. Wenn ein Mensch getröstet wird, wenn er das Erbarmen und die Vergebung des Herrn verspürt, feiert die Kirche ein Fest, sie ist glücklich, wenn sie aus sich selbst herausgeht. Im Evangelium sucht der Hirt, der hinausgeht, jenes verirrte Schaf. Er hätte eine Rechnung wie ein guter Kaufmann aufstellen können: ‚Tja, neunundneunzig – wenn da eines verloren geht, dann ist das kein Problem; die Bilanz... Gewinne, Verluste... Aber das ist schon gut, so kann es gehen’. – Nein, er hat das Herz eines Hirten, er geht hinaus, um das Schaf zu suchen, bis er es findet, und dann feiert er ein Fest. Er freut sich“.

„Die Freude, hinauszugehen, um die Brüder und Schwestern zu suchen, die fern sind“, so Franziskus: „das ist die Freude der Kirche. Dort wird die Kirche zur Mutter, dort wird sie fruchtbar“:

„Wenn die Kirche dies nicht tut, wenn die Kirche in sich selbst stehen bleibt, wenn sie sich in sich selbst verschließt, dann mag man vielleicht wohl organisiert sein, mit einem perfekten Organigramm oder Organisationsplan, alles in Ordnung, alles sauber, doch es fehlt die Freude, es fehlt das Fest, es fehlt der Friede, und so wird sie eine Kirche, die mutlos ist, die ängstlich, traurig ist, eine Kirche, die mehr eine alte Jungfer als eine Mutter ist, und diese Kirche ist nutzlos, das ist eine Museums-Kirche. Die Freude der Kirche besteht darin, zu gebären. Die Freude der Kirche besteht darin, aus sich selbst herauszugehen, um Leben zu schenken. Die Freude der Kirche besteht darin, jene Schafe suchen zu gehen, die sich verirrt haben. Die Freude der Kirche ist gerade jene Zärtlichkeit des Hirten, die Zärtlichkeit der Mutter“.

Am Ende des Abschnittes aus dem Buch Jesaja werde jenes Bild aufgenommen: „Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam“ (40,11). Dies sei die Freude der Kirche: aus sich selbst herauszugehen und fruchtbar zu werden.

„Der Herr schenke uns die Gnade“, so der Papst abschließend, „zu arbeiten, freudige Christen in der Fruchtbarkeit der Mutter Kirche zu sein. Und er bewahre uns davor, in die Haltung jener traurigen, ungeduldigen, mutlosen, ängstlichen Christen zu verfallen, bei denen alles perfekt ist in der Kirche, die aber keine ‚Kinder’ haben. Der Herr tröste uns mit der Tröstung einer Kirche, die Mutter ist und aus sich selbst herausgeht, und er tröste uns mit der Tröstung der Zärtlichkeit Jesu und seiner Barmherzigkeit in der Vergebung unserer Sünden“.


Dem Autor auf Twitter folgen!


© 2014 www.kath.net